Kultur: Sinfoniekonzert mit Überraschung im Nikolaisaal
Mit einem rein französisch-russischen Programm überraschte das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt/Oder am Samstag im Nikolaisaal in Potsdam. Eröffnet wird mit dem „Zauberlehrling“ von Paul Dukas, einem humorvollen Orchesterscherzo nach der gleichnamigen Ballade von Johann Wolfgang von Goethe.
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Mit einem rein französisch-russischen Programm überraschte das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt/Oder am Samstag im Nikolaisaal in Potsdam. Eröffnet wird mit dem „Zauberlehrling“ von Paul Dukas, einem humorvollen Orchesterscherzo nach der gleichnamigen Ballade von Johann Wolfgang von Goethe. Das nicht zuletzt durch Walt Disneys Film „Fantasia“ weit über den Konzertsaal hinaus bekannte Musikstück stellt die anderen Werke von Dukas leider in den Schatten, wird aber ob seines munteren Tonfalls immer wieder gern gespielt. Den unter der Leitung ihres Chefdirigenten Howard Griffiths überaus engagiert aufspielenden Brandenburgern bietet es gute Gelegenheit zur Entfaltung vollmundiger Klänge, angereichert mit charaktervollen Solostellen.
Als einer der wenigen seiner französischen Zeitgenossen komponierte Camille Saint-Saëns für die großen symphonischen Gattungen und sah sich dabei stets mit dem Vorwurf des „Germanisme“ konfrontiert. Wie wenig berechtigt das ist, zeigt sich an seinem Cellokonzert Nr. 1 in a-Moll, bei dem Orchester- und Solo-Partien in einem einzigen Satz so dicht und leuchtend wie Fäden eines Brokatstoffs miteinander verwoben sind.
Der wunderbare Cellist Christian Poltéra spielt das Werk mit noblem, goldenem Ton auf dem legendären Stradivari-Cello „Mara“, das wohl einst auch in der Hofkapelle von Prinz Heinrich in Rheinsberg erklungen ist. Seine warmen, satten, hochfein ausgebildeten Klänge von der tiefen C-Saite bis in die höchsten Register meißelt die klassizistische, romanische Tonsprache subtil wie aus weißem Marmor hervor. Mit der Sarabande aus der ersten Cello-Suite von Johann Sebastian Bach bedankt sich Poltéra für den begeisterten Applaus.
Inspiriert von freizügigen Rokokogemälden schuf Francis Poulenc die Suite „Les Biches“, eine musikalische Metamorphose im coolen, betont sachlichen Ambiente der 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Bei den drei ausgewählten Sätzen verblassen die zärtlichen Momente der Musik jedoch gegenüber den deftigen, frech-flotten Tanzrhythmen. Schließlich erklingt Igor Strawinskis Feuervogel-Suite mit magischen Gänsehautmomenten, voll untergründig brodelnder Spannung, hypnotischen Traumklängen und einem triumphalen Finale. Ein großer Erfolg für das Brandenburgische Staatsorchester, das unter Howard Griffiths so viel Gutes zur Konzertlandschaft beiträgt. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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