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Robin Johannsen.

© Agentur

Kultur: „Singen muss einfach Spaß machen“

Die Sopranistin Robin Johannsen singt am Samstag im Nikolaisaal, ein Woche später in der Erlöserkirche

Stand:

Warum singen Sie, Frau Johannsen?

Ich singe, damit ich mich vergessen und durch die Musik einfach etwas ganz anderes erfahren kann. Und ich hoffe, dass das Publikum diesen Weg mit mir geht und auch etwas erfahren wird – durch sich selbst, von mir angeregt.

Wie sind Sie zur Musik gekommen?

Ich habe gesungen, bevor ich sprechen konnte! Zunächst wollte ich allerdings Musicals singen, das war meine erste große Liebe. Nun aber bin ich sehr dankbar, dass mein High School Chorlehrer mir die Oper und Klassik nahe gebracht hat.

Nach dem Studium in Pittsburgh und Cincinnati sind Sie nach Deutschland gegangen. Was lernt man hier, was man in den Staaten nicht lernt?

In den USA gibt es weder feste Engagements noch Ensembles und nur wenige Opernhäuser, aber viele junge Sänger. Man singt da und dort vor, erhält einen Job, der vielleicht nach einem Monat zu Ende ist, dann singt man wieder vor Nach Deutschland bin ich gekommen, weil ich ein zehnmonatiges Stipendium an der Deutschen Oper in Berlin gewonnen hatte. Dort konnte ich mir Repertoire aneignen und lernen, wie man eine Partie lernt: schnell und effektiv.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Partien aus?

Wenn man fest engagiert ist, kann man nicht wählen, sondern muss singen, was man angeboten bekommt. Doch nun bin ich freischaffend und kann mir aussuchen, was meiner Stimme gut liegt und mir große Freude macht.

Kann es sein, dass Sie nach Ihrem Start im Koloraturfach eine neue Qualität des Singens erreicht haben und nun das Schwelgerische entdecken?

Ja, ich hoffe es. Ich versuche so gut wie möglich in ein Werk einzudringen: wer bin ich, was sage ich warum und welche Technik braucht’s dazu. Später beim Auftritt will ich das alles vergessen, mich nur noch dem Augenblick hingeben und das Ganze genießen – auch wenn es mitunter traurig sein mag. Singen muss einfach Spaß machen. Je mehr man Erfahrungen sammelt, desto tiefer kann man in die Werke eindringen.

Wie in die von Richard Strauss und Gustav Mahler, mit denen Sie beim 8. Sinfoniekonzert die Zuhörer im Nikolaisaal bezirzen wollen. Welchen inneren Zugang haben Sie zu den Komponisten?

Ich liebe die Musik der beiden, denn sie liegt meiner Stimme sehr, dringt einem direkt ins Herz. Sowohl das Solo „Wir genießen die himmlischen Freuden“ aus Mahlers 4. Sinfonie als auch die drei Strauß''schen Orchesterlieder „Amor“, „Ich wollt'' ein Sträußlein binden“ und „Säusle, liebe Myrthe“. Sie sind so wunderbar komponiert. Man öffnet den Mund und die Stimme strömt wie von allein. Aber nur, nachdem man es gut probiert hat!

Dabei helfen Ihnen auch das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt und Howard Griffiths

ein toller Dirigent, der mit der Musik mitatmet, was für eine Sängerin nicht ganz unwichtig ist. Bei beiden habe ich mich schon im vorigen Jahr außerordentlich gut geborgen gefühlt, als wir Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ aufführten.

Nachdem Sie die Potsdamer beim Neujahrskonzert 2008 mit Ihrer großen Koloraturskala erfreuten, kann man Sie nach dem Nikolaisaal-Auftritt bereits eine Woche später in der Erlöserkirche in der „Schöpfung“ erleben, dann mit dem Neuen Kammerorchester Potsdam und der Potsdamer Kantorei unter Ud Joffe. Worin werden sich die Aufführungen unterscheiden?

Es interessiert mich auch, wie die Aufführungen sich unterscheiden werden! Ich versuche immer gut vorbereitet zu sein, damit ich dann spontan auf den Dirigenten, die anderen Sänger und die Stimmung reagieren kann. Übrigens werde ich die „Schöpfung" dann im Juli beim Oregon Bach Festival singen. Es wird bestimmt wieder ganz anders – das ist das Tolle in dem Beruf.

Ihre Traumrolle?

War und ist Konstanze, die ich in Luzern, St. Pölten und Freiburg gesungen habe. Der Wunsch hat sich also schon erfüllt. Andere Traumpartien wären Lucia und Gilda, später dann die Violetta.

Was machen Sie, wenn sie nicht Ihre Lieblingskomponisten Mozart, Mahler und Händel singen, neue Partien einstudieren oder neugierige Journalistenfragen beantworten?

Neue Partien einstudieren wie beispielsweise das nicht leichte Schönbergsche „Buch der hängenden Gärten“, viel Zeit mit der Familie verbringen und lesen.

Das Gespräch führte Peter Buske

Robin Johannsen tritt am 18. 4., 19.30 Uhr, beim Sinfoniekonzert im Nikolaisaal und am 25. 4., 19.30 Uhr, in der Erlöserkirche in Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ auf.

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