zum Hauptinhalt
Ganz gleich, wie man es nennt. Wenn Malia singt, wird es großartig.

© Mali Lazell

Die Jazzsängerin Malia kommt in den Nikolaisaal: Singen, um zu überleben

Jazz – so wollte Nina Simone ihre Musik nicht genannt wissen. Auch Duke Ellington und Miles Davis lehnten das Wort für ihre Musik ab, weil es für die meisten Weißen „schwarz und Dreck“ bedeute.

Stand:

Jazz – so wollte Nina Simone ihre Musik nicht genannt wissen. Auch Duke Ellington und Miles Davis lehnten das Wort für ihre Musik ab, weil es für die meisten Weißen „schwarz und Dreck“ bedeute. Sie spielte schwarze klassische Musik. In den 1960er-Jahren, zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung, als Martin Luther King ermordet wurde, waren solche Abgrenzungen wichtig. Und heute?

Heute weiß hoffentlich jeder um die Schönheit und die Bedeutung des Jazz, spielen Kategorien wie „weiße“ und „schwarze“ Musik keine Rolle mehr. Mit dem Wort Jazz hat Malia, die 2012 mit ihrem französischen Trio „Black Orchid“ aufnahm, ein Tribut-Album für Nina Simone, weniger ein Problem. Kämpfe hat aber auch sie genug ausgefochten. Die Jazzsängerin, die am Samstag im Nikolaisaal auftritt, wuchs in Malawi auf, die Mutter schwarz, der Vater weiß, Malawi als ehemalige britische Kolonie, stark rassistisch. Dass Malias Eltern zusammenlebten, war ein Problem. Weltfremd, vom Westen abgeschottet, „wie in einer Blase“ – so beschreibt sie das Leben im Land ihrer Kindheit. Mit 14 Jahren zog sie nach London, entdeckt die Platten von Billie Holiday, Sarah Vaughan, Ella Fitzgerald. Sie wurden ihre Lehrerinnen, Jazz zu ihrer Musik. „Songs wie ‚Strange Fruit’ und ‚Young, Gifted and Black’ lehrten mich, stark und stolz zu sein. Ich brauchte Duran Duran nicht, für mich wurde der Jazz zum Soundtrack meines Lebens.“

Für Malias Ikonen – allen voran Nina Simone – war das Leben hart. Doch all die schmerzhaften Details zählen für sie erst dann, wenn sie sie auch in der Musik spürt. Das schätzt sie an Nina Simone: Dass sie den Schmerz und die Leidenschaft, die Liebe und den Tod, zu etwas ganz Großem und Eigenem machen konnte, zu etwas, das jeden durchdringt.

Dem will sie sich auch selbst annähern. „Convergence“ – Annäherung – heißt ihr Album von 2014, auf dem sich der Elektro-Soul von Boris Blank mit ihrer immer leicht dunklen Stimme mischt – zu etwas Subtilem. Selbst Klassiker wie „Fever“ werden neu, anders, tiefgründiger. Vielleicht, weil ihre Songs nicht nur vom Leben handeln, sondern vom Überleben: „Als ich anfing, hatte ich gerade die Diagnose Krebs bekommen“, sagt Malia. Das Schlimmste war ihr der Gedanke, nicht für ihre kleine Tochter da sein zu können. Andererseits ließ ihr genau das keine Wahl. Sie musste überleben.

Malia ist am morgigen Samstag ab 20 Uhr im Nikolaisaal, Wilhelm-Staab-Straße 10/11, zu erleben. Anschließend wird im Foyer getanzt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })