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Erika Stürmer Alex Findlinge und Trommlerin

© Andreas Klaer

Von Almut Andreae: Sinn für das Unerwartete

Erika Stürmer-Alex in der „aIeIGalerie“

Stand:

Diese Leichtigkeit wirkt ansteckend. Kunst muss nicht immer inhaltsschwer sein. Nicht kompliziert, angestrengt oder verschlüsselt. Dass es auch ganz anders geht, zeigt die Kunst von Erika Stürmer-Alex. Zu sehen derzeit in einer Ausstellung bei Angelika Euchner in der aIeIGalerie.

Unter dem Titel „Schöne Aussicht. Innenansicht“ präsentiert die Galeristin in ihren neuen Räumen im Luisenforum 25 Arbeiten aus dem facettenreichen Werk der Künstlerin aus dem Oderbruch. Zu sehen sind Arbeiten auf Papier, Malerei und verschiedene Objekte, die meisten von ihnen in den vergangenen zehn Jahren entstanden. Was die einzelnen Werke verbindet, ist die spürbare Lust von Erika Stürmer-Alex, mit Zeichen, Formen und Ornamenten zu spielen. In überwiegend heiterer Farbigkeit tänzeln sie über die Fläche. In ihrer Malerei ist die Künstlerin dazu übergegangen, dekorative Elemente mit Hilfe von Walzendruck und Schablonendruck großzügig einzusetzen. Dass dieses Dekorum Assoziationen an eine trügerische heile Welt weckt, ist durchaus so gewollt. Und sei es auch nur darum, Glücksversprechen als fadenscheinig zu enttarnen.

Ironische Distanz in der Kunst von Erika Stürmer-Alex ist die eine Seite der Medaille, die andere eine ordentliche Portion Schalk und Humor. In fröhlich frechen Farben kommt die von der Künstlerin selbst so getaufte „Plaste-Plastik“ daher. Bunte Kinderschaufeln und diverse Alltagsattribute aus Kunststoff werden hierfür zu witzigen Skulpturen verwandelt. Titel wie „Der Dirigent mit seiner Frau“ oder „Einsam im Park“ setzen freimütig kleine Episoden in Gang.

Nicht minder pfiffig sind kleine Objekte in einer Vitrine: „Die Schöne auf dem Kissen“ und ein „Strahlendes Herz“. Mit Gips in kleine Kartonagen ausgegossen, wurde die fertige Form bemalt und zur Krönung passend garniert. Aus solchen Arbeiten spricht kultivierter künstlerischer Eigensinn. 1938 in Wriezen geboren, ließ sich Erika Stürmer-Alex nicht verbiegen. Stets hat sie sich in ihrer Kunst größtmögliche Freiheit bewahrt.

In ihrem Werk begegnen sich Malerei und Objektkunst auf gleicher Augenhöhe. Bildnerische Konstruktion mittels Formen und Farben wird zum durchgehenden Gestaltungsprinzip. Elementar erscheint auch die Rhythmisierung der Bildfläche. Musik spielt spürbar eine tragende Rolle. Bildtitel wie „Sanftes Trio“, „Drei Rhythmisch“ oder „Trommlerin“ zeugen davon. Dabei sind es immer wieder ähnliche formale Mittel, mit denen die Malerin ihre Bilder orchestriert. Oft entwickelt sich aus der Lust am Ornament eine Stimmung und Grundmelodie. Dabei sind die Bilder von Erika Stürmer-Alex nie überladen. Eher erkennt man in ihnen einen Ausschnitt aus seinem größeren Ganzen. Eine bestimmte Idee wird in kleinen Variationen immer wieder neu und anders durchgespielt. Dafür stehen auch die 2005 entstandenen Streifenbilder mit dem Titel „Lichtflimmern über Wasser“. Für diese Werkzyklen hat die Künstlerin Klebestreifen, mit denen sie ihre Bilder beim Malen befestigt hatte, inklusive Malspuren horizontal über die Bildfläche geklebt.

Zu besonderen Hinguckern in der Ausstellung werden allein schon wegen ihres größeren Formats das zweiteilige Gemälde „schöne Aussicht“ und „geordnete Bahnen“ in Latex auf Stoff. Zwischen diesen beiden Werken scheinen Welten zu liegen. In lyrischen Pastelltönen zitiert die „schöne Aussicht“ aus dem Jahr 2003 gleich mehrere Figurengruppen aus Gemälden des Romantikers Caspar David Friedrich. Das Ganze spielt sich vor üppigem Dekorum ab. Wie anders präsentiert sich das ganz und gar abstrakte Bild „geordnete Bahnen“. 1985 entstanden, entfacht es ein Feuerwerk an Farbigkeit. Die Künstlerin Erika Stürmer-Alex zieht immer wieder neue Register. In ihrer offensichtlichen Neigung für das Unerwartete aber bleibt sie sich treu.

Geöffnet: Mi+Fr 15-19 Uhr, Sa 12-16 Uhr (bis zum 6. November). Hermann-Elflein-Straße 18 (Luisenforum).

Almut Andreae

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