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Kultur: Skat, Skat, Skat

Der Lindenpark feierte eine Zwei-Tage-Party mit den Großvätern und Enkeln der Ska-Musik

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Der Lindenpark feierte eine Zwei-Tage-Party mit den Großvätern und Enkeln der Ska-Musik „Oh, wir haben hier eine richtige Party“, bedankte sich Desmond Dekker vor hunderten von tanzenden Ska-Fans für die tolle Stimmung im Garten des Lindenparks. Der Großvater des Reggae-Vorläufers, zeigte sich am Samstag als würdiger Höhepunkt auf dem 15. Ska-Festival im Lindenpark. Drahtig und lasziv wie Mick Jagger bewegte sich der 63-Jährige Jamaikaner in seiner typischen Fantasie-Uniform aus schwarzem Barett, dunklem Glitzerhemd und enger Lederjeans zu eigenen Hits, wie „It Mek“ und „Israelites“. Dekker trieb die ausgelassene Stimmung weiter voran, forderte immer wieder zum Mitsingen auf , brachte einen Medley, in dem er Harry-Belafonte- und Rock“n“Roll-Hits der 50er ebenso freudig sang, wie Eddy Grants-Cover-Hit aus den 80ern „Baby come back“. Während seines Auftritts sprang eine junge Frau über die Absperrung, küsste ihn auf die Wange und verschwand lächelnd wieder in der Menge. Den umgekehrten Weg über die Absperrung nahm am Nachmittag jemand von der russischen Ska-Punkband „Distemper“. Der sprang mit einer Hundemaske, dem Logo der Band, in die noch lichte Menge, um sie zum Tanzen zu animieren. Mit Erfolg. Immer mehr Leute zog es vor die Bühne und spätestens bei der zweiten Ska-Legende des Festivals, dem 65-jährigen blinden Sänger Derrick Morgan, war kaum noch Platz in der hüpfenden und wogenden bunten Menge. Obwohl Ska-Fans, also Skinheads, sich gerne uniform kleiden, hat sich auch hier eine Mode-Vielfalt entwickelt: Unterhalb der rasierten Köpfe variieren schicke, kurzärmelige Oberhemden und Polo-Shirts, dazu trägt Mann Jeans mit Hosenträgern und Schnürstiefel. Die weiblichen Ska-Fans lassen sich die Haare im so genannten „Feather-Cut“ schneiden, auf dem Schädel kurz, seitlich lang und der Pony in einer exakten Geraden. Trotz ihres Äußeren haben sie nichts mit der rechts gerichteten Jugendkultur gemein. Ska entstand Ende der 50er auf Jamaika durch den Einfluss des amerikanischen Rhythm-Blues. Der typische Schrammelton der Hintergrund-Gitarre, das „Skat, Skat, Skat“, gab ihm den Namen. Ab etwa 1966 übernahm die englische Jugend der Arbeiterklasse die Musik und deren Habitus von den westindischen Einwanderern. „Ska ist Tanzmusik“, sagt Michael (39), der mit Freunden aus Hannover zum zweiten Mal beim Lindenpark-Festival dabei ist. „Wir wollen Party machen – das ist alles“. Auf ein friedliches und erfolgreiches Festival konnte Rengo Wunderlich vom im Lindenpark, nach viel Vorbereitungsarbeit, zurückblicken: „Es kamen schon am Freitag etwa 800 Besucher. Es gab keinen Stress mit Rechten, die kämen hier auch gar nicht rein.“ Aber ob jemand rechts oder links denkt, das könne man den Besuchern natürlich nicht ansehen, gab Wunderlich zu. Allerdings wurde niemand durch eine unerwünschte Gesinnung auffällig. Im Gegenteil: Das Festival stand mit internationalen Künstlern aus Argentinien, Russland, Holland und Deutschland unter dem Zeichen der Völkerverständigung. „Ich will euch mit Frieden, Liebe und Einigkeit verlassen“, sagte Desmond Dekker. KaSa

KaSa

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