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Kultur: Solider Rock

Empty Trash bot in der Schinkelhalle wenig Überraschendes

Stand:

Mütter mit ihren jungen Töchtern zu später Stunde in dunklen Konzerthallen. Was ist denn da los? Vielleicht eine Spätvorstellung von einem Kinderprogramm?

Weit gefehlt. Der Name „Empty Trash“ steht auf einem überdimensionalen Banner, der da selbstbewusst im Rücken der Protagonisten drapiert wurde. Und E.T., so die Abkürzung der neuen Sterne am deutschen Rockhimmel, sind keineswegs zu einer gemütlichen Märchenstunde in das schöne Potsdam gekommen. Max Buskohl versprach, dass es laut werden sollte und ein bisschen laut wurde es dann auch. Mit einem archaischen Donnergrollen beginnt die große Rock“n“Roll-Show. „Confession– Geständnis“ so heißt das aktuelle Album und die dazugehörige Tour von den Mannen um Max Buskohl. Wir sind gespannt, was sie uns wohl zu sagen haben. Das erste große Highlight ist jedoch kein musikalisches: Max Buskohl kommt mit einem gegipsten Arm auf die Bühne. Der Frontmann von Empty Trash wurde bei einer körperlichen Auseinandersetzung am Arm verletzt. Trotz dieses Handicaps springt er über die Bühne wie ein Irrer. Mit seiner unvergleichlichen Frisur – die Haare fallen ihm in langen Strähnen vor das Gesicht – und dem weiß vergipstem Arm, ähnelt er einer furchterregenden Rockmumie.

Ohne Zweifel hat dieser Max Buskohl ein Talent, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Seine markante Stimme ist das leuchtende Aushängeschild der Band. Erstaunlich reif und erwachsen klingt das, was der gerade mal zwanzigjährige Buskohl da abliefert. Auch seine Kollegen scheinen in den vergangenen Monaten noch einmal mächtig geprobt zu haben. Musikalisch lässt da keiner was anbrennen. Schlagzeug und Bass geben den treibenden Rocknummern ein wirklich sattelfestes Groove-Fundament. Dazu kreischen und schrammeln die harten Gitarren in allerfeinster Rockmanier. Hin und wieder lässt sich einer der beiden Gitarristen sogar zu einem ansprechenden Solo hinreißen.

Doch insgesamt fehlen die Überraschungsmomente im Programm. Die ganze Darbietung wirkt nach einer Weile fast schon inszeniert. Die üppigen Posen wiederholen sich und die verwendeten Stilmittel nutzen sich nach einer Weile zusehends ab. Da kann auch die schöne Off-Beat Nummer „Instead I close my eyes“ nicht mehr viel bewirken.

Den eingefleischten „Empty Trash“- Fans scheint das jedoch nicht aufzufallen. In wilden Zuckungen singen sie jede Textzeile mit und als sich das Konzert in der Schiffbauergasse dem Ende zuneigt, blitzen noch einmal die vielen mitgebrachten Digitalkameras auf, um diesen Abend mit Max Buskohl für die Ewigkeit zu konservieren.

Philipp Kühl

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