Kultur: Songs schreiben im Unterricht

Wer sagt denn, dass man nicht auch als Schülerband dem Punkrock-Ideal huldigen kann? Die Potsdamer Band Notausgang 21, die am Freitagabend in der Reithalle spielen wird, tut das jedenfalls – klar, wenn man live auch mal einen Coversong des Drafi-Deutscher-Hits „Marmor, Stein und Eisen bricht“ einstreut, kann es mit bierseliger Ernsthaftigkeit nicht so weit sein. Überhaupt, Ernsthaftigkeit und Punkrock? Das funktioniert zwar, aber meist nicht so gut. Immerhin ist Punkrock ein Lifestyle, der sich selbst gern auf die Schippe nimmt.

Das mit der Schülerband stimme ja mittlerweile gar nicht mehr, sagt Sänger Lukas Kruse, das habe bisher nur noch keiner geändert. Eigentlich seien nur noch der Schlagzeuger und der Gitarrist Schüler. Aber kennengelernt haben sich die Bandmitglieder schon in der Schule, und zwar auf dem Einstein-Gymnasium – nur Schlagzeuger Paul Seeger macht gerade sein Abitur auf dem Helmholtz-Gymnasium. Gründungsdatum ist der 21. Dezember 2012: Die 21 findet sich auch im Bandnamen wieder.

Musikalisch gibt es melodischen Punkrock zum Mitsingen: „Bei uns steht der Spaß im Vordergrund“, sagt Lukas Kruse. „Da merkt man eben, dass manche der Songs im Unterricht geschrieben wurden.“ Thematisch lässt sich die Musik aber nicht nur auf punktypische Songs über Liebe und Alkohol reduzieren, sondern es gibt auch Inhalt, der gerade auf dem nächsten Album zu hören sein wird: „Ein Song beschäftigt sich zum Beispiel mit den Auswüchsen des Kapitalismus“, sagt Kruse. Fünf Songs seien schon im Kasten, gegen Ende des Jahres soll das Album dann erscheinen. Wer nicht so lange warten mag, der kann sich auch die im August letzten Jahres erschienene EP „Rettungsplan“ besorgen. Das Konzert ist jedenfalls ein Geschenk an die wachsende Zahl Potsdamer Fans – zumal die letzten Konzerte eher in den sogenannten Randgebieten der Hauptstadt, etwa in Ketzin, stattfanden. Und Spaß wird es beim Heimspiel garantiert geben. 

Notausgang 21 am Freitag, 17. April, ab 21 Uhr in der Reithalle, Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 5,50 Euro im Vorverkauf.

Oliver Dietrich