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Kultur: Sonne, Schweiß, Seeed

Tanzbegeisterung mit Reggae- und Dancehall beim Fritz-Radiokonzert

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Tanzbegeisterung mit Reggae- und Dancehall beim Fritz-Radiokonzert Sascha und Robin sind glücklich und völlig verschwitzt. Die beiden 24-Jährigen aus Senftenberg waren während des Fritz-Studiokonzerts mit der Berliner Reggae- und Dancehall-Band Seeed gut zu beobachten. Auf einigen Kisten stehend, tanzten und sangen sie, bewegten sich über die Menge, die per Freikartenverlosung dem exklusiven Ereignis am Freitagabend beiwohnen durfte. „Jetzt erst mal ein Bier trinken“, sagt Sascha, völlig atemlos, bevor er seine Eindrücke wiedergibt. Eine Stunde mit Seeed, das ist Druck und Energie, was den Rhythmus betrifft und die Harmonie dreier Sänger, die, mal in Deutsch mal in Englisch, einen durchgehenden Flow zelebrieren, der auch textlich nicht peinlich wirkt. Zumal Seeed sich nicht auf die Pseudo-Rastafarismus-Schiene begeben, sondern Alltägliches mit positivem Ansporn zu verknüpfen wissen: „Das ist so eins dieser Lieder -uh, das fährt in die Glieder, steh da nich so bieder, komm beweg Dich mal wieder, zieh''n Stock aus''m Arsch und dann ergib Dich dem Fieber, denn die Zeiten steifer Eitelkeiten sind lange vorüber, mit Kopfnicken,Rumstehen beeindruckst Du keinen mehr“, reimen Seeed in dem Stück „Riddim No. 1“. Nicht nur diese Zeilen bleiben leicht im Gedächtnis hängen. Sascha kennt auch die englischen und singt lauthals und durchgehend alle Stücke mit. Anders als die Bob–Marley-Bewegung in den 80er Jahren, erreicht Seeed die Fans ganz unideologisch . „Seeed können locker zwei oder drei Stunden Party machen, das ist reiner Spaß“, sagt Sascha. Die Begeisterung an der Musik, die ursprünglich aus Jamaika stammt, ist bei den beiden Senftenbergern nicht zwanghaft mit den Problemen der Dritten Welt oder mit dem Rasta-Glauben verbunden. „Wir rauchen ab und zu einen Joint, das ist alles“, sagt Sascha, der weit davon entfernt ist, sich als Reggae-Fan auch verfilzte Zöpfe wachsen zu lassen. Das Erbe von Bob Marley scheint mittlerweile modernisiert und globalisiert zu sein. Die jamaikanische „Dschungel-Musik“ von einst ist heute auch in deutscher Sprache authentisch: Nicht nur Seeed, sondern auch andere Musiker, wie die „Sam Ragga Band“, haben das bewiesen. Und, rein musikalisch betrachtet, entfernt sich Reggae, beziehungsweise dessen Weiterführung in Dub und Dancehall, immer mehr vom trägen Ganja umnebelten Sound, hin zur Tanzmusik mit schnellen Rhythmen. Auch darin sind Seeed, zumindest was Deutschland betrifft, Vorreiter: So wie bei ihrem ersten Hit „Dickes B“, liegt auch dem Titelsong der zweiten CD, „Music Monks“, ein stark treibender Beat zugrunde, dem man sich nicht entziehen kann. Bass, Schlagzeug, aber auch der akzentuierte Gesang: Seeed ist Rhythmus pur. Die bewegte Menge hatte die Temperatur im Fritz-Raum bald auf Saunaniveau erhöht. Einige junge Gäste kopierten die Video-Clip–Choreographie, indem sie wie kleine bucklige Mönche umherhüpften. Den Hörern an den Radios dürfte es ähnlich erlebt haben: Das Konzert wurde nämlich live übertragen. Seeed: 21. August in der Wuhlheide.

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