Von Almut Andreae: Sonoma in Potsdam und umgekehrt
Ausstellung mit kalifornischem Künstlerpaar im Alten Rathaus
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Marianne Gielen, Vorsitzende des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V. (BVBK), staunte nicht schlecht, als sie kürzlich am Flughafen die großen Kisten mit Kunst aus Kalifornien in Augenschein nahm. Nach längeren Turbulenzen mit dem Zoll hat die kunstvolle Fracht ihrer beiden Gäste aus dem kalifornischen Sonoma am Ende wohlbehalten ihren Bestimmungsort erreicht.
In einer Ausstellung im Alten Rathaus sind inzwischen die Bilder von Michael Holland und die Kupferplatten seiner Frau, Sandra Welbourn, zusammen mit weiteren Arbeiten auf Papier friedlich vereint. Dass sich die Vorbereitungen im Vorfeld der Ausstellung über ein Dreivierteljahr hinzogen, ist hier nicht das Thema. Dennoch wurde der Transport der knapp 20 gezeigten Arbeiten zu einer gewichtigen Angelegenheit, malte doch Michael Holland seine Bilder für Potsdam überwiegend auf Hartfaserplatten, während Sandra Welbourn gleich zur Kupferplatte griff.
Die Malerei, die von dem Künstlerpaar zu sehen ist, könnte kaum unterschiedlicher sein. Von fast bonbonfarbiger Signalwirkung sind Michael Hollands menschenleere Landschaften, in denen vereinzelte, meist fenster- und türenlose Häuser einen Hauch von Tristesse verströmen. Heiter wirken diese völlig unbelebten Landschaften nur auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinsehen herrscht zwischen den fröhlich leuchtenden Farben und der einerseits dekorativen, andererseits seltsam erstarrten Formensprache seiner schwarz konturierten Farbflächenmalerei eine eigenartig berührende Diskrepanz. Durch eine lackartige Behandlung der Oberfläche erscheinen die in mehreren Farbschichten aufgebauten Bilder wie versiegelt und lassen den Eindruck entstehen: diese einsamen Häuserlandschaften kapseln sich ab.
Im Vergleich tritt in der Malerei auf Kupferplatte von Sandra Welbourn das Gegenständliche sehr stark zurück. Die sparsamen Farbspuren, die sie auf Kupfer hinterlässt, sind vor allem abstrakter Natur. Hier und da setzt die Künstlerin und Kunsttherapeutin mit kleinen rechteckigen Kupferblechen, die sie auf die Kupferplatte aufstanzt, einen auffällig markanten Akzent. Weitere gezeigte Arbeiten des Künstlerpaares in Mischtechnik auf Papier belegen, dass es auch figürlich arbeitet.
Bereits seit Ende September sind sie in Potsdam zu Gast. Initialzündung gewissermaßen für den Besuch war im vergangenen Jahr die Teilnahme Michael Hollands an einem Internationalen Symposium in Templin. Der Maler hatte damals den Kontakt zum BVBK gesucht und erste Pläne entwickelt für eine Ausstellung und einen Künstleraustausch zwischen seiner Heimatstadt Sonoma und Potsdam. Geburtshelferin an entscheidender Stelle war Marianne Gielen. Von Haus aus aufgeschlossen für internationale Kontakte hat sie den Ball gerne aufgenommen und das Vorhaben von A bis Z begleitet. Im November wird die Künstlerin zu einem Gegenbesuch in Sonoma aufbrechen. Für April 2009 ist eine Fortsetzung des Austausches geplant.
Durch einen Zufall wurde unlängst auch das Potsdamer Stadtmarketing auf das zwischen Sonoma und dem BVBK entstehende Austauschprojekt aufmerksam. Dadurch, dass sowohl Sonoma als auch Potsdam Partnerstädte von Sioux Falls in South Dakota sind, war die Nachricht von der Potsdam-Reise des Künstlerpaares in den USA schneller in der Presse als bei uns. Im Vorfeld der Ausstellung wurden nun die beiden Künstler durch die Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer herzlich begrüßt.
Auf diese Weise ist am konkreten Beispiel einmal mehr aktenkundig geworden, woran Potsdam als Kulturstadt ein Interesse haben dürfte: Gastkünstlern aus dem In- und Ausland eine Infrastruktur zu bieten, die es ihnen ermöglicht, hier vorübergehend zu wohnen und zu arbeiten. „Artists in Residency“ sollte auch in Potsdam kein Fremdwort mehr sein. Abgesehen davon steht der Wunsch nach einem solchen Programm auch hier schon länger im Raum. Durch den „artist exchange“ ist er, so hoffen die Künstler, nun ganz konkret wieder auf die „To-do-Liste“ der Potsdamer Kulturverwaltung gerückt.
Bis 19. Oktober 2008, Altes Rathaus - Potsdam Forum. Öffnungszeiten: Di bis So 10 - 18 Uhr.
Almut Andreae
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