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Kultur: Spenden für „Amazonen des Amazonas“Fotograf Frank Gaudlitz startet Crowdfunding

Auf den ersten Blick sind sie schön, auf eine Art, die weit über allem liegt, was das Auge so gemeinhin als hübsch bezeichnet. Auf den zweiten Blick irritieren sie, beim dritten Blick versteht man: Die Frauen, die Frank Gaudlitz, Fotograf aus Potsdam, hier abgelichtet hat, sind gar keine, sie sind Männer im falschen Körper.

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Auf den ersten Blick sind sie schön, auf eine Art, die weit über allem liegt, was das Auge so gemeinhin als hübsch bezeichnet. Auf den zweiten Blick irritieren sie, beim dritten Blick versteht man: Die Frauen, die Frank Gaudlitz, Fotograf aus Potsdam, hier abgelichtet hat, sind gar keine, sie sind Männer im falschen Körper. Um diesen Bruch in der Wahrnehmung zu verdeutlichen, hat er ihren Porträts Stillleben von tropischen Früchten und Pflanzen gegenübergestellt, üppige, altmeisterliche Arrangements, die durch etwas Monströses gebrochen werden, durch tierische Elemente wie etwa den Kopf eines toten Fisches.

Denn klar, das Leben dieser Trans-Frauen ist hart. Frank Gaudlitz ist ihnen auf seinen Reise durch Südamerika begegnet, insbesondere im Jahr 2010, als er dem Weg Humboldts über die Anden folgte. Insgesamt sechs Monate war er im südamerikanischen Amazonasgebiet unterwegs, schnell lernte er, wie sehr transsexuelle Menschen dort diskriminiert werden, häufig werden sie verprügelt, sie haben keine Rechte, „was sich auch darin zeigt, dass keine Ermittlungen aufgenommen werden, wenn eine von ihnen umgebracht wird“, sagte er im Interview mit den PNN. Ein Thema also, das Gaudlitz zufolge Unterstützung benötigt.

Diese will der Fotograf jetzt in Deutschland suchen: Um seine aktuelle fotografische Arbeit „Die Amazonen des Amazonas“ in einem Bildband veröffentlichen zu können, startet er am heutigen Dienstag eine Crowdfunding-Kampagne, also eine Finanzierung auf freiwilliger Basis durch eine Vielzahl an Sponsoren. Die Bildserie, die in Auszügen aktuell und noch bis 15. Februar im Rahmen von „Made in Potsdam“ im Kunstraum des Waschhaus zu sehen ist, soll darin mit den Geschichten der Protagonistinnen verknüpft werden. Das Buch, so hofft Gaudlitz, werde dazu beitragen, Diskriminierung und Tabuisierung abzubauen. „Ich glaube, dass das Buch diese Frauen von der Schattenseite ihres gesellschaftlichen Daseins auf eine Plattform heben und ihnen eine Bühne geben kann.“ Einen Teil der Bücher möchte er später mit an den Amazonas nehmen und den Organisationen vor Ort überlassen. „Das ist wichtig für ihre Arbeit, denn wenn eine solche Randgruppe sich in einem qualitätsvollen Bildband wiederfindet, bleibt das nicht ohne Wirkung.“

Wichtig ist: Die Crowdfunding-Kampagne soll nicht ihn als Fotograf, sondern ausschließlich die Produktionskosten des Buches finanzieren. Details zum Projekt, Möglichkeiten zur Beteiligung sowie Angaben zu den entsprechenden Gegenleistungen sind zu finden unter: www.visionbakery.com/gaudlitz-amazonen. alm

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