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Kultur: Sphärenklänge

Science Fiction-Gala im Nikolaisaal

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Die Aliens waren da! Am Sonntagabend bevölkerten gruselige Wesen das halbdunkle Foyer des Nikolaisaals. Schuppige, warzige, zähnefletschende Monster standen mitten zwischen den Gästen der Science Fiction-Gala. Glücklicherweise bewegten sich die fremden Besucher nicht, sonst hätte sich der Ort wohl schnell in eine reale Szene aus einem Katastrophen-Film verwandelt. So aber hatte man für die Science Fiction-Gala einige der schauerlichsten Gestalten aus dem Filmpark Babelsberg geholt.

Ein kurioser Auftakt für das Konzert mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg. Unter der Leitung von „Commander“Jörg Iwer hob der Nikolaisaal ab zu einer musikalischen Weltraumfahrt. Durch das Programm führte Dietmar Wunder, Sprecher des aktuellen James Bond, mit launigen Anmerkungen und markanter Reibeisenstimme. Auf der Leinwand liefen optische Ergänzungen aus zehn Klassikern des Science Fiction-Films. Katastrophenfantasien seien dessen Hauptmotiv behauptete die amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag. Inzwischen ist Science Fiction eines der erfolgreichsten Filmgenres, was sich auch an den herrlichen Parodien zeigt.

Nicht nur die Filme, auch die dazugehörige Musik fällt ziemlich unterschiedlich aus. Ein musikalisches Vorbild lieferte der englische Komponist Gustav Holst mit seiner Suite „The Planets“. Wäre das dazu gehörende Stück „Mars, der Kriegsbringer“ kein spätromantisches Orchesterwerk, könnte es genauso gut einen Science-Fiction-Schocker illustrieren. Aus dunklen Bläsermotiven, hämmerndem Staccatogeschwader, martialischen Fanfaren und grell-hohen Tonlagen entsteht ein unheimliches Schreckensszenario. Das Filmorchester zeigt sich bestens aufgelegt und begeistert mit Präzision, Kraft und vielen schönen Solo-Stellen, wenn auch die Lautstärke manchmal an die Fassbarkeit des Nikolaisaals geht.

James Horners Musik zum Dokudrama „Apollo 13“ unterstützt das Heldenopus mit triumphalen Trompetensoli, Streichersäuseligkeiten und viel Tschingderassa-Kling-Klang. Hymnisch erhaben klingt Trevor Rabins Musik zum Film „Armageddon“. Ohne das veritable Rockmusik-Schlagzeug könnte man es für eine symphonische Dichtung halten. Natürlich ist dies kein Programm für Verfechter der reinen, „autonomen“ Musik. Dabei entwickeln manche Filmkomponisten die symphonischen Traditionen durchaus innovativ weiter. Dass dies „bloß“ im Dienste des Films geschieht, sollte kein Anlass für Geringschätzung sein. Die Ouvertüre zu „Alien“ beginnt mit atonal schwebenden Klängen, denen viele farbige Akzente beigefügt werden. Der Komponist Jerry Goldsmith beherrscht den klassischen Orchesterapparat wie nur wenige. Das zeigt sich auch bei der ausgewogenen, durchgearbeiteten Musik zu dem Weltraum-Bestseller Star Trek.

Gelegentlich bombastisch, wagnerianisch dräuend, aber auch spätromantisch à la Brahms arbeitet John Williams. Für besondere Effekte verlässt auch er auch mal die tonale Harmonik. Gern verwendet er eindringliche Leitmotive und im Ohr haftende Melodien. Für die Filme E.T. und Star Wars schuf er singuläre Klangbilder, die beim Publikum vielleicht sogar mehr als die Bilder haften bleiben. Wesentlich entspannter geht es bei Daniel Elfmans Soundtrack zu Men in Black zu. Hier liefert nicht die Symphonik die Anregung, sondern Funk, Jazz und Latin-Musik. Stehender Applaus für ein großartiges Konzert mit dem Filmorchester Babelsberg unter der souveränen Leitung von Jörg Iwer. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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