Kultur: Spiel mit mir
Die Kunstschule stellt Arbeiten zum Thema Spiel aus – und braucht Geld für Farbe im Treppenhaus
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Die Würfel sind noch nicht gefallen. Noch kann gespendet werden. Und: Engel gibt es häufiger als man denkt. Natürlich sind sie in der Weihnachtszeit keine Überraschung, und dass sie meist auf Erden kommen, um zu helfen, nun, das wird allemal von ihnen erwartet. Nachdem man am Freitagabend die Kunstschule im Babelsberger Rathaus durch das seltsam enge und nicht eben einladende Treppenhaus erklommen hatte, verstand man sofort, warum hier das Motto „Ein Engel für Farbe“ ausgerufen worden war. Jeder, der zur Aufpolierung des Treppenhauses mit einer kleinen oder größeren Spende beitrug, durfte einen Engel mit nach Hause tragen.
Wunderschön weihnachtlich geschmückt war denn auch der Tannenbaum im kleinen Raum oben, in dem es nach Wein und Lebkuchen roch. Tausendfach schienen sie an ihm zu hängen, die Götterboten, und keiner war dem anderen gleich. Bewacht wurde das Ensemble von einem von innen heraus leuchtenden Riesenengel, der zwar Respekt gebot, aber keine Angst einflößte. Doch waren die Engel eigentlich nur Nebensache, denn es ging bei der Ausstellungseröffnung um ein Thema, das Jung und Alt gleichermaßen beschäftigt: Das Spiel.
Wie war es da desillusionierend, aus Kunstschulleiterin Thea Moritz“ Mund zu hören, dass viele Kinder denken, Spiel ginge nur noch per Computer und vor allem allein. Um diesem Missstand beizukommen, begab man sich in der Kunstschule auf die Suche nach dem Ursprung des Spiels – die Keramikklasse beschäftigte sich mit ägyptischen, syrischen und persischen Ursprungsformen von Schach, Dame und Domino.
Kleinere Kinder konnte Christa Panzner in ihrer Montagsgruppe dazu bewegen, manchmal zu zweit, die meisten aber allein, Schachspiele zu basteln.
Da stehen Türme, bewehrt mit einem Schwert, oder die Rochade mit dem König ist gerade auf dem bunten Spielbrett voll im Gange. Manche der kleinen Künstler gaben den Damen und Königen symbolisch unterschiedliche Farben.
Bei einigen der Spiele ist haargenau zu erkennen, dass es sich hierbei um eine Schlacht um Leben und Tod handelt, dass es zumindest um eine ernste Angelegenheit geht! Dass Spielen aber auch einfach nur Spaß machen kann, zeigen die kunterbunten Hampelmänner in unterschiedlichen Größen, die die Fünfjährigen herstellten.
Alle Altersgruppen der Kunstschule haben sich beteiligt. Also auch Erwachsene, die ihre Versionen von Domino und anderen Brettzeitvertreiben in behutsame Farbmuster kleideten. Manch einer erfand auch ein Spiel: So hielt Friedrich „Mädchen ärgern“ für ein klasse Spiel. Aber meist hielten sich auch die Holzschnitte der Neunjährigen an die bekannten Regeln: Da gibt es Verstecken, Verkleiden und Fußball, alles eingefangen auf schwarzem Grund und die Spannungsmomente alle zeitgleich präsentiert.
Geht man weiter den Flur hinunter, hängen da noch die Karten der Fünfjährigen: Ordentlich haben sie die Dame oder den Buben mit dem jeweils umgedrehten Spiegelbild auf das große Format gebracht. Bis auf Julia. Sie malte den Joker, der schien ihr viel interessanter. Und dass dessen Schellen dann auch schon mal aus dem Rahmen fallen dürfen, versteht sich doch von selbst. Sonst wär“ das Spiel kein Spiel. Lore Bardens
bis 16. Januar, Kulturhaus Babelsberg.
Lore Bardens
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