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Wenn die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Virtuellem verschwinden. Das Theaterstück „spielemacher“ erzählt von diesem Verlust.

© Christian Keller/HOT

Kultur: Spiele der Macht

Christopher Heyder bringt mit „spielemacher“ am Mittwoch sein erstes Theaterstück auf die Bühne

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Die Welt beginnt ihre Grenzen zu verlieren. Die Mauern zwischen Realität und Virtualität beginnen einzustürzen, sie werden eins, scheinen untrennbar miteinander verflochten. Was einst noch Spiel gewesen ist, wird zum bitteren Ernst der Realität. Am morgigen Mittwoch bringt der Jugendclub des Hans Otto Theaters mit „spielemacher“ seine neueste Produktion zur Premiere. Ein Stück über Realität, Virtualität und die Spiele der Macht.

Miro ist ein Spielemacher. Er hat die virtuelle Welt „Das Portal“ erschaffen, doch im Spiel um Macht hat er seine Freundschaft und Liebe verspielt. Und nun muss Miro auch noch zusehen, wie aus seinen ehemaligen Freunden leere Hüllen werden. Denn längst ist ihnen das Leben im virtuellen „Bilderbuch“ wichtiger als die Realität. Miro bleibt nur eine Möglichkeit: Er muss versuchen, seine Freunde aus der virtuellen Welt zurückzuholen. Doch ahnt er nicht, wie verschlungen die Wege der Macht sind und wie weit das Vergessen der Realität schon fortgeschritten ist.

Es geht um Macht, doch nicht im Sinne der Macht über einen anderen Menschen. „Macht ist die Schnittstelle des Ichs und der Gesellschaft. Jeder besitzt die Macht, sich selbst und die Gesellschaft in einer gewissen Art selbst zu gestalten“, sagt Christopher Heyder. Gemeinsam mit Johannes Keller hat er die Leitung des Stücks inne. Doch „spielemacher“ ist eigentlich „sein Baby“. Die Idee entstammt seinem Kopf, der Text seiner Feder, oder wohl eher seinem Kugelschreiber. Zum ersten Mal ist der 20-Jährige am Theater tätig. „Ich will am Theater schreiben“, so hieß auch der Betreff seiner E-Mail, die vor zwei Jahren bei Manuela Gerlach, der Leiterin des Jugendclubs, im Postfach landete. „Schreiben ist das, was ich kann“, sagt Heyder. Doch ohne große Erfahrungen am Theater brauchte er jemanden an seiner Seite, der „spielemacher“ inszeniert. Mit Johannes Keller wechselte ein alter Hase des Jugendclubs vom Schauspiel in die Regie. „Johannes hat mich und meine Art zu schreiben von Anfang an verstanden, doch zu zweit ein Stück zu leiten ist nicht einfach. Es war ein interessanter Prozess, zu sehen, wie sich die gemeinsame Leitung entwickelt.“ Richtig geknallt habe es zwischen den beiden aber nie, jeder hätte nur ab und an auch „konsequent seine Meinung vertreten“.

Doch nicht nur das Regie-Tandem hat sich seit Probenstart Ende vergangenen Jahres stetig weiterentwickelt, auch der Text und die Inszenierung haben ihren letzten Feinschliff bekommen. Über die erste Version des Stücks muss Christopher Heyder heute lachen. „Beim Text und Inhalt will ich immer sehr viel, da wollte ich mir von den anderen erst nicht reinreden lassen.“ Einmal sei er allerdings nicht drum herumgekommen, eine Idee der Schauspieler zu übernehmen. „Die war einfach zu gut.“

Viel von ihm selbst ist in das Stück eingeflossen. So auch seine ganz persönliche Abneigung gegen die Vorherrschaft der virtuellen Welt in der Gesellschaft. Von einem 20-Jährigen ist so eine Einstellung nicht unbedingt zu erwarten, verlieren sich doch zu viele in den Weiten des Internets, können kaum noch Leben ohne ihre tägliche Dosis Facebook und Fernsehserien. „Wenn ich gut unterhalten werden will, bevorzuge ich doch lieber die Leute in der realen Welt.“ Eine Kritik, die in „spielemacher“ ganz deutlich zum Ausdruck kommen soll.

So schreibe das Leben schließlich die besten Geschichten, so Heyder. „Spielemacher“ erzählt aber nicht nur eine Geschichte aus dem Leben des realen oder aus der virtuellen Welt. Es ist die Aufhebung der Grenzen, die Verschränkung der Wirklichkeiten, die diese ganz spezielle Geschichte erzählt. Chantal Willers

Premiere am Mittwoch, 13. März, 19.30 Uhr in der Reithalle, Schiffbauergasse

Chantal Willers

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