Kultur: Spielen gegen die Leere
Im Waschhaus erlebte ein kleines Publikum am Mittwochabend mit Kate Mosh eine Band, die zurecht für Experimentierfreude berühmt ist – und die sich nicht von den wenigen Zuschauern abschrecken ließ
Stand:
Der neue Tanz soll auch der Letzte sein. Denn als die vier Musiker von Kate Mosh ihre zweite Zugabe „Last Dance“ spielen, stellt ihr Frontmann Thom Kastning gleich klar: Mehr sei heute nicht drin. Verständlich. Denn zu diesem Zeitpunkt haben nur rund 100 Leute den Weg in die Konzerttonne im Waschhaus gefunden. Und knapp die Hälfte auch nur deswegen, weil sie als Gäste der nachfolgenden ClubColor-Party schon da sind und der Einlass in den Konzertsaal verwaist ist.
Doch Kate Mosh lassen es sich bei ihrer Show zumindest nicht anmerken, ob sie sehr enttäuscht sind. Eigentlich hätten sie mit mehr Publikum rechnen können: Die vierköpfige Band gilt seit ihrer Gründung im Jahr 1999 als eine der deutschen Hoffnungen für modernen Indie-Sound. Ihre Tour wird deswegen von dem renommierten Musik-Magazin „spex“ mit präsentiert. Und auf der Waschhaus-Bühne zeigen sie, warum sie von Musikkritikern so geliebt werden: Kate Mosh klingen zwar die meiste Zeit nach einer typischen Alternative-Band – aber dann brechen sie doch in jedem Song mindestens einmal aus und pfeifen auf übliche Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Strukturen.
Besonders dynamisch wird es, wenn Sänger Thom mit seiner Gitarre zu frickeln anfängt, dazu sein Klampfer Sebastian Cleemann ebenso verquere Töne aus seinem Instrument heraus lockt – und es sogar noch schafft, ein paar Tasten auf einem Keyboard vor ihm zu bedienen und markerschütternd ins Mikrofon zu schreien. Stücke mit solch überraschenden Momenten voll apokalyptischer Energie und nervösen Spielereien unter Hochdruck bleiben im Waschhaus aber noch ein wenig selten: Erst zum Ende ihrer Show rücken Kate Mosh solche Kracher wie „Strxr“ in den Mittelpunkt und zeigen, dass sie sich trauen, in so ziemlich jedem Musikgenre zu wildern – selbst im Punk oder im Metal: Sehr zur Freude des Publikums, das anfangs noch deutlich reservierter wirkt und kaum klatscht.
Doch können Kate Mosh über so viel Reaktion noch froh sein: Bei ihrer Vorband Johansen aus Berlin stehen den Auftritt über nur 25 Leute in dem Saal. In den Pausen zwischen ihren deutschen Alternative-Stücken herrscht Stille. „Was ein Glück“ heißt ihr letzter Song. Man könnte meinen, dass es für Johansen eine Erleichterung ist, gehen zu dürfen – und Platz für die wesentlich agileren Indie-Tanz-Hits von Kate Mosh zu machen. H. Kramer
H. Kramer
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