Kultur: Staatskanzler und Lebemann
Karl August von Hardenberg im Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte
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„Revolution von oben!“ ist die aktuelle Ausstellung im Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte überschrieben, die dem Leben und Werk des preußischen Reformpolitikers Karl August von Hardenberg gewidmet ist. In einer losen Artikelfolge wollen wir gemeinsam mit dem Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte einige ausgestellte Arbeiten vorstellen. Heute gibt Anne-Katrin Ziesak einen kurzen Überblick über das Leben von Karl August von Hardenberg.
Gemeinsam mit dem Freiherrn vom Stein schuf Karl August von Hardenberg ein Reformwerk, das ihre Namen erhielt und gleichzeitig nach dem Neuhardenberg im Oderbruch benannt wurde: Die Stein-Hardenbergschen Reformen. Dem fast vergessenen preußischen Staatskanzler Hardenberg mit schillernder Persönlichkeit widmet das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam derzeit eine Ausstellung, die mit hochkarätigen Kunstwerken und Dokumenten aufwartet, die zum Teil noch nie öffentlich zu sehen waren.
Karl August von Hardenberg war ein Wahlpreuße, geboren wurde er 1750 im Kurfürstentum Hannover. Seine Familie ließ den jungen Aristokraten für eine Karriere im Staatsdienst erziehen. Doch die ersten beruflichen Stationen des Verwaltungsjuristen erwiesen sich als eine Kette von Fehlschlägen. Gesundes Selbstbewusstsein, brennender Ehrgeiz und der ausgeprägte Drang, politisch zu gestalten, machten Hardenberg für seine Landesherren und Vorgesetzten bisweilen schwer erträglich. Hinzu kamen sein verschwenderischer Lebensstil und die amourösen Verstrickungen des dreimal verheirateten Frauenlieblings.
Dies änderte sich, als Hardenberg 1790 zum Verwalter Ansbach-Bayreuths wurde, der den Übergang der fränkischen Provinzen in preußischen Besitz regeln sollte. In Franken hatte Hardenberg den nötigen Freiraum, seine Vorstellungen von einer modernen Staatsverwaltung umzusetzen. Trotz seines bisweilen gewaltsamen Vorgehens wurde „Vatter Hartenberg“ in dem Ländchen, das unter seiner Regentschaft wirtschaftlich aufblühte, so populär, dass man ihn als „Vice-König“ ansah. In dieser Rolle zeigt ihn auch das Porträt von Johann Lorenz Kreul, neben sich eine Landkarte mit der Aufschrift „Frankonia“.
Sein Erfolg ebnete Hardenberg den Weg in die große Politik und schließlich in das Amt des preußischen Außenministers. Nach der preußischen Niederlage gegen Napoleon 1806 ins Exil gezwungen, formulierte Hardenberg seine Ansichten über die künftige Politik und Verwaltung Preußens. In der Rigaer Denkschrift von 1807 erhob er „eine Revolution im guten Sinn“ zum Ziel politischen Handelns. Als deren Grundpfeiler sah er die Abschaffung ständischer Vorrechte, die Einführung der Gewerbefreiheit, die Aufhebung der Erbuntertänigkeit sowie „die Idee einer Nationalrepräsentation“. 1810 wurde Hardenberg zum Staatskanzler ernannt und erlangte damit eine Ausnahmeposition mit nahezu diktatorischer Machtfülle, die es ihm ermöglichte, die vom Freiherrn von Stein eingeleiteten Reformen von Staat und Gesellschaft als Revolution von oben fortzusetzen. Doch viele seiner Reformen blieben Stückwerk, auch seinen bemerkenswerten Anstrengungen, Preußen eine Verfassung zu geben, war der Erfolg verwehrt.
Dass eines Tages das Volk einen Kanzler oder gar eine Kanzlerin wählen würde, entzog sich noch Hardenbergs Vorstellungskraft. Doch war der preußische Staatskanzler, der 1822 starb, der Überzeugung, dass die Zukunft einer breiteren politischen Mitwirkung gehören würde.
Die Ausstellung „Revolution von oben! Preußens Staatskanzler Karl August von Hardenberg“ im Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte, Kutschstall Am Neuen Markt 9, noch bis 8. November, dienstags bis freitags, 10–17 Uhr, samstags und sonntags, 10–18 Uhr, geöffnet
Anne-Katrin Ziesak ist Kuratorin der Ausstellung
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