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Kultur: Starker Seegang vorhergesagt

In den kommenden Jahren kommen auf das Theaterschiff außerplanmäßige Kosten in Höhe von rund 100 000 Euro zu

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Das Theaterschiff scheint auch in seinem neuen Hafen, der Schiffbauergasse, unter keinem guten Stern zu ankern. Wie von Widrigkeiten verfolgt, müssen die Betreiber in den kommenden Jahren nach eigenen Angaben hohe Kosten stemmen, um den weiteren Veranstaltungsbetrieb aufrechtzuerhalten. Rund 100 000 Euro seien außerplanmäßig nötig, um das Schiff „Sturmvogel“ zu sanieren und Auflagen des Bauamtes zu erfüllen, sagte Mario Neubert, Vorstand des Theaterschiffs und Mitglied des Ensembles am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Das ehemalige Lastschiff, Baujahr 1924, dient seit 20 Jahren als Veranstaltungsort für Theaterpremieren, Lesungen, Konzerte und Tanzabende. Allein der Umbau vom Kahn zum Theaterschiff geschah in rund 6000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit, so Barbara Schaffernicht vom Ensemble. Und auch die zwölf Theaterschauspieler arbeiten unentgeltlich. Die Stadt unterstützt das Theaterschiff in diesem Jahr mit mehr als 122 000 Euro. Doch die Kosten für den schwarz-roten Kahn werden in den kommenden Jahren weiter steigen: 2018 steht der nächste Werftaufenthalt an. Für die obligatorische Schifffahrtsuntersuchung – um sozusagen die Schiffs-TÜV-Plakette zu erhalten – müssen große Teile des Rumpfs ausgestauscht werden. Mit Kosten in Höhe von 60 000 Euro rechnet Neubert. Zudem sei die Stadt Potsdam neueren Rechtssprechungen gefolgt, wonach ein Veranstaltungsschiff auch als Bauwerk anzusehen ist. Für dieses gelten besondere Brandschutzregeln und die Auflage an das Theaterschiff, einen Bauantrag zu stellen. Allein dies müsse eigentlich noch in diesem Jahr geschehen, so Neubert, und koste weitere 30 000 Euro.

Zu allem Überfluss ist der 20-jährige Pachtvertrag ausgelaufen. Nun gebe es neue Kondititionen – aber laut Neubert auch die einmalige Chance, das Schiff von der Berlin-Brandenburgischen Schifffahrtsgesellschaft als Eigentümer zu übernehmen. Dafür seien durch einen Mietkaufvertrag allein noch in diesem Jahr 20 000 Euro fällig, die künftige Miete sei dafür recht günstig. Durch den Kauf des Schiffes wolle man sich auch vor späteren Unwägbarkeiten bei der künftigen Pacht absichern. Ein neuer Pachtvertrag gelte schließlich nur 20 Jahre.

Neubert bittet deswegen um aktive Unterstützung bei der Erhaltung des Theaterschiffs. „Es geht wirklich um die Existenz des Theaterschiffs.“ Er und seine Kollegen haben sich eine besondere Dankes-Aktion für all diejenigen ausgedacht, die spenden. Für 19,24 Euro – eine Anspielung an das Baujahr des Schiffes, 1924 – etwa gebe es eine exklusive Begrüßung und einen Cocktail in der Schiffskneipe. Für 64 000 Euro – in Tonnen ergibt das die Tragfähigkeit des Schiffes – eine Fahrt mit der „Sturmvogel“ nach Werder und für schlappe 110 000 Euro eine Fahrt mit der Crew zum Theaterfestival nach Poznan. Die Summen verstehe er als Witz, sagt Neubert. Es gehe eher darum, „dass Leute auf uns zukommen und mit uns ins Gespräch kommen“. Damit der starke Seegang für die „Sturmvogel“ ein wenig abflauen möge. Grit Weirauch

Grit Weirauch

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