Kultur: Stefan George: Charisma und Macht
Stefan George war unter den deutschen Dichtern im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zweifellos der einflussreichste.
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Stefan George war unter den deutschen Dichtern im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zweifellos der einflussreichste. Seinen Ruhm verdankte George allerdings weniger seinen Gedichten als vielmehr der Fähigkeit zur außergewöhnlichen Selbstinszenierung. Legendär war auch der so genannte George-Kreis, ein dem Dichter treu ergebener Männerbund. Dieser glich einem poetischen Staat, den der Meister als Führer, Dichter und Prophet um sich versammelte. An diesem Kreis schwärmerisch begeisterter Jünglinge entwickelte Max Weber sein Modell der „charismatischen Herrschaft“.
An der Person Georges lässt sich begreifen, was Macht über Menschen wirklich bedeuten kann. In seinem Werk finden sich zahlreiche geistige Berührungspunkte mit dem Nationalsozialismus, hingegen starb George bereits im Jahr der „Machtergreifung“ 1933. Und doch steht am Ende dieses Weges das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944: verübt von Claus von Stauffenberg, einem der letzten Vertrauten Georges. Allein dieses Paradox verrät die Unmöglichkeit, ein statisches Bild Georges zu zeichnen.
Für seine jüngst erschienene, umfängliche George-Biografie erhielt der „freie Autor“ Thomas Karlauf viel Lob, verbunden mit nicht wenigen Seitenhieben auf die Germanistik, die es nicht vermocht hat, ein solches Werk zustande zu bringen. In Georges Lebensweg sehen viele ein „Lehrstück über den folgenschweren Irrweg der literarischen Intelligenz“ (Apel, FAZ)
Das Brandenburgische Literaturbüro lädt zur Matinee mit dem Autor Thomas Karkauf ein, am kommenden Sonntag um 11 Uhr, in der Villa Quandt, Große Weinmeisterstr. 46/47. Moderator ist Alexander Gauland.PNN
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