Kultur: Sternbeet und Siegessäule
Stimmungsbilder aus dem Park Babelsberg in einer Ausstellung von Helmut Poleschner im Flatowturm
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Stimmungsbilder aus dem Park Babelsberg in einer Ausstellung von Helmut Poleschner im Flatowturm Seit zehn Jahren durchstreift Helmut Poleschner mit der Kamera den Park Babelsberg. Ein kleine Auswahl seiner Farfotografien ist im Flatowturm zu sehen. Wiederherstellung und Pflege des während des DDR-Grenzregimes arg gebeutelten Landschaftsgartens zu dokumentieren, ist nicht Poleschners Ding. Nur machmal geraten sie – wie die 1999 erneuerte Rosentreppe – eher zufällig ins Bild. Der promovierte Chemiker fängt vielmehr die Stimmungen ein, die der Park in den vier Jahreszeiten ausstrahlt. Dazu hat er vornehmlich Bereiche außerhalb der touristischen Haupttrassen ausgewählt. Ein rotblühender Strauch vor Hochstämmen, ein üppig bepflanztes Sternbeet an einer Steinbank, grasüberwucherte Treppen, geschwungene Wege, der Brunnen auf der Voltaireterrasse oder in einer Sichtachse die Siegessäule zur Sommers- und zur Winterszeit fügen Detail um Detail zu einem Gesamteindruck des Gartenkunstwerks zusammen. Die Texte unter den 22 Fotografien sind einzeilig, verzichten auf jegliche historische oder botanische Anmerkung. Poleschner weiß wohl, dass das Standbild des Erzengels Michael die Niederschlagung des Badischen Volksaufstandes durch preußische Truppen 1849 symbolisiert und die Siegessäule die gegen die Österreicher 1866 gewonnene Schlacht von Königsgrätz. Er wertete sie in seiner Eröffnungsansprache als Glorifizierung des preußischen Militarismus, doch „wenn der Kanonendonner verhallt ist und sich der Pulverdampf verzogen hat“, dann trete das von Fürst Pückler und Lenné geschaffene geniale Gartenkunstwerk in den Vordergrund. Zeit und Geduld muss man mitbringen, um dessen Schönheiten und Stimmungen einzufangen. Helmut Poleschner brachte beides auf. 1952 in Mahlow geboren, lernte er Chemiefacharbeiter, studierte an der Technischen Hochschule Leuna-Merseburg, wurde 1986 an der Humboldt-Universität promoviert - und verlor 1991 mit der Akademieabwicklung seinen Arbeitsplatz am Kleinmachnower Institut für Pflanzenforschung. In dieser Situation besann er sich auf die Fotografie, schon als Student seine Leidenschaft. Viel Zeit und Geduld brauchte Poleschner ebenso, um die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für eine Ausstellung seiner Fotografien zu gewinnen. Nach fünfjährigen Bemühungen ist er endlich am Ziel. Unterstützt hat ihn dabei die für den Babelsberger Park zuständige Gartendenkmalpflegerin Katrin Schröder. Sie kündigte an, dass der Flatowturm als Ausstellungsort profiliert werden soll, auch damit er in den Blickpunkt der Touristen gerät. Ihnen werden, die durchaus lohnenswerten Spaziergänge mal ausgenommen, durch die stockende Restaurierung und damit weiter andauernde Schließung des Schlosses keinerlei andere Besichtigungsziele angeboten. Zum „Hoffotografen“ wird die Stiftung Helmut Poleschner nicht berufen. Aber vielleicht könnte sie ihn bei der Herausgabe eines Bildbandes unterstützen. Die Aufnahmen hätten eine solche Veröffentlichung verdient. Erhart Hohenstein Park Babelsberg in Photographien von Helmut Poleschner, Austellung im Flatowturm, 16. April - 31. Oktober, geöffnet dienstags bis sonntags 10 - 17 Uhr
Erhart Hohenstein
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