Kultur: Sternennacht und Sonnenkringel
„Die Zauberkugel“ – Uraufführung eines Klavierbuches in der Musikschule
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„Die Zauberkugel“ – Uraufführung eines Klavierbuches in der Musikschule „Man müsste Klavier spielen können / wer Klavier spielt, hat Erfolg bei den Frau“n ..." sang einst Johannes Heesters. Bis heute hält die Beliebtheit des Klaviers an, wie die Schülerzahlen der Musikschulen zeigen. Zum reichhaltigen Fundus der Klavierliteratur gesellt sich jetzt ein neues Lehrbuch, das - man glaubt es kaum - eine Lücke schließt. Angelika und Wolfgang Thiel von der Städtischen Musikschule Potsdam haben mit der „Zauberkugel“ ein kleines, kompaktes Lehrbuch für Anfänger geschrieben. Zur „Welturaufführung“ wurden alle Stücke daraus von Musikschülern in der Musikschule (Klavierklasse Angelika Thiels) gespielt. Sie überzeugten sowohl musikalisch als auch pädagogisch und didaktisch. Schon die Ausgangsidee leuchtet ein. Gemeinhin gelten Tonarten mit mehr als drei Kreuzen oder b“s als zu schwierig für Anfänger. Eine komplette Serie von Stücken in allen 24 Tonarten war bisher erst auf dem Niveau von Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier oder Fredéric Chopins „Préludes“ spielbar. Das ist schade, dachten sich die Verfasser, denn die 24 Tonarten besitzen doch sehr unterschiedliche musikalische Charaktere, die erst zusammen die bunte Farbpalette der Musik ergeben. In zahlreichen traditonellen Tonartencharakteristika werden den Tonarten verschiedene Eigenschaften zugeschrieben, mit denen sich bis die Komponisten bis heute beschäftigen. Gedacht, getan - gemeinsam komponierten Angelika und Wolfgang Thiel, die auf langjährige pädagogische Erfahrungen zurückblicken können, 26 kleine Stücke. Außer den zwölf Dur- und zwölf moll-Tonarten kommt noch je eines in einer Ganztonleiter und in einer chromatischen Tonleiter hinzu. Deutlich wurdeam Uraufführungs-Abend: Die kleinen Stücke klingen ganz allerliebst, sie sprechen die Fantasie an, ohne betulich zu sein, fröhliche, heitere und lyrische Stücke folgen aufeinander im Sinne des Quintenzirkels, womit der Titel gemeint ist. So erstaunt nicht, dass es da, wo die meisten Kreuz-Vorzeichen sind, am träumerischsten zugeht, wie in „Sternennacht“ oder „Sonnenkringel“. Selbst ein kleiner Walzer in cis-moll ist dabei, ganz wie bei Chopin, doch sehr leicht zu spielen. Die Spielbarkeit geht jedoch nicht auf Kosten des musikalischen Ausdrucks. Vielmehr verblüfft immer wieder, wie ein kleine Idee, etwa bei „Hilfe, eine Riesenschlange“ oder „Auf Zehenspitzen“ musikalisch raffiniert und didaktisch überlegt umgesetzt wurde. Die dabei entstehenden Stimmungsbilder entpuppen sich als Etüden, die große Bereiche der musikalischen Formen von der Klassik bis zur Moderne und der Klaviertechnik abdecken. Es kommen gängige Metren und Rhythmen vor, einschließlich ungewöhnliche wie 5/4 Takt sowie Taktwechsel innnerhalb eines Stückes. Synkopen, punktierte Rhythmen und Triolen werden geübt, Staccato und Legato-Spiel sowie der Einsatz des Pedals. Diese Klavierminiaturen haben es in sich und werden Zuspruch finden – snicht nur bei Kindern. Der Erfolg ist garantiert. Babette Kaiserkern Angelika und Wolfgang Thiel, Die Zauberkugel, Friedrich Hofmeister Musikverlag, 16.80 Euro
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