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Zwei, die sich bestens verstehen. Stefanie Boltz und Sven Faller.

©  Zrenner-Wolkenstein

Kultur: Stimme und Bass

Sängerin Stefanie Boltz über Wagnis und Magie im Duo Le Bang Bang / Heute Konzert im Nikolaisaal

Stand:

Frau Boltz, Duoformationen sind gerade im Jazz nichts Ungewöhnliches, Sie selbst treten regelmäßig mit dem Gitarristen Philipp Stauber auf. Aber Ihr Duo Le Bang Bang mit Sven Faller, also die alleinige Verbindung von Gesang und Kontrabass, die erscheint, mit Verlaub, doch sehr, sehr ungewöhnlich.

Das war für mich, wenn man sich in der Welt der kleinen Besetzungen aufhält, vielleicht die nächste interessante Herausforderung.

Und warum ausgerechnet nur als Duo?

Das habe ich schon in den Jahren der Zusammenarbeit mit Philipp Stauber schätzen gelernt. In dieser kleinen Besetzung ist man ja insgesamt mehr gezwungen, im Moment zu sein und sich hundertprozentig aufeinander zu verlassen, sich hundertprozentig aufeinander zu konzentrieren. Das ist es ja, was die Magie des Musizierens ausmacht: Hohe Konzentration, gleichzeitig aber auch jede Freiheit zuzulassen, die dabei entsteht. Das ist gerade im Jazz das Entscheidende, dieser freie Umgang in der Improvisation.

Haben Sie über den Jazz auch den Kontrabassisten Sven Faller kennen gelernt?

Ja, er ist ein Musiker, mit dem ich in der Vergangenheit häufig zusammengearbeitet habe. Aber die Idee für Le Bang Bang, die entstand durch einen Impuls von außen.

Ein Impuls von außen?

Wir hatten eine Anfrage für ein Konzert in einem kleinen Café. Schon wegen der Größe des Cafés war klar, es kann nur ein Solist oder ein Duo sein. Diese Herausforderung haben wir dann gern angenommen. Aber wir haben ganz anders, wie es sonst bei Bands üblich ist, die eine Idee, eine Vision haben und die kontinuierlich proben und Ziele erreichen wollen, sofort ein komplettes Programm einstudiert, das bei dem Konzert gespielt und haben durch die Reaktionen des Publikums und durch unsere eigenen Gefühle an diesem Abend gemerkt, dass das wie selbstverständlich passte.

Das klingt ja fast so, als seien Sie nur durch eine profane Konzertanfrage auf Ihr musikalisches Glück mit Le Bang Bang gestoßen worden.

Es ist schon so, dass man als Sängerin im Laufe der Zeit sich immer wieder mal fragt, was einen noch reizen könnte. Vor allem nach der Arbeit in größeren Besetzungen, in denen ich solistisch nicht so gefordert war, entstand da der Wunsch, wirklich noch einmal alles rauszuholen an Spiel- und Experimentierfreude und dabei ruhig ein Wagnis einzugehen. Im Duo mit dem Gitarristen Philipp Stauber hat sich das auch schon verwirklichen lassen. Aber mit dem Kontrabass und ganz speziell mit Sven Faller als Kontrabassist, also seine Persönlichkeit und seine ungeheure Interaktion, das hat mich dann dazu animiert zu sagen, das traue ich mich jetzt.

Was ist das Besondere an Sven Fallers Spielweise?

Er ist einfach ein unglaublich fantasievoller und gleichzeitig, obwohl er mittlerweile unglaublich routiniert, erfahren und professionell ist, sehr, sehr offen. Egal, ob im Zusammenspiel mit anderen Musikern oder im Gespräch mit dem Publikum. Er hat sich einmal entschieden, dass er mit mir als Sängerin zusammenarbeiten will und seitdem habe ich nie das Gefühl gehabt, dass er mich hinterfragt oder große Zweifel spürt. Auf dem Kontrabass kann Sven Faller unglaublich grooven, er kann aber auch sehr poetisch und lyrisch sein, regelrecht zaubern. Wir können uns so einfach aufeinander einlassen. Und das muss sein, sonst ist die Luft nicht so dicht im Raum. Das merken die Leute sofort, denn da ist ein ganz anderes Energielevel zu spüren. Die merken, ob wir ehrlich waren und uns auf etwas eingelassen haben.

Reizvoll erscheint ja, dass in dieser Verbindung durch Ihre helle Stimme mit dem dunklen, erdigen Ton des Kontrabass’ Licht und Schatten aufeinander treffen.

Das ist eine Assoziation, die mir nicht das erste Mal begegnet. Die liegt natürlich in den Instrumenten begründet, also in den Klangfarben meiner Stimme und des Kontrabass’. Und doch erlebe ich es eigentlich anders, sehe ich unsere beiden musikalischen Ausdruckswelten wesentlich differenzierter. Diese Assoziation gleicht in gewissem Sinne doch sehr einer plakativen Einordnung. Auf der einen Seite das Dunkle, Schatten, männlich. Auf der anderen das Helle, Licht, weiblich. Was für eine Begegnung! Das ist fast schon ein wenig so, wenn Frauen und Männer auf bestimmte Dinge reduziert werden. Das wird ihnen aber gar nicht gerecht.

Zu meiner Verteidigung:  Der Vergleich mit Mann und Frau ist recht interessant, daran hatte ich aber bei Schatten und Licht nicht gedacht.

Nein, nein, das wollte ich damit auch nicht sagen. Mir ist nur wichtig zu verdeutlichen, dass es diese klare Abgrenzung von hell und dunkel in unserer Musik so nicht gibt, dass wir die bei unseren Konzerten ständig durchbrechen, weil es da so viele lyrisch-poetische Momente gibt.

Sie spielen ja nicht nur Jazz, auf Ihrem Debütalbum „bang, bang“ findet sich sogar eine Version von Nirvanas „Smells like teen spirit“. Nach welchen Kriterien erfolgt bei Le Bang Bang die Auswahl?

Im Grunde ganz intuitiv. Wir hatten damals für das Konzert in dem Café eine Vorbereitungszeit von nur zwei Wochen gehabt. Da haben wir dann Lieblingslieder und Ideen zusammengetragen, die wir schon lange mal spielen wollten oder die uns einfach nur spontan gereizt haben. Und weil wir beide einen sehr weitgefächerten Musikgeschmack haben. Darum reicht unsere Titelauswahl von „Sophisticated lady“ bis „Smells like teen spirit“. Gleichzeitig empfinden wir beide eine gewisse Liebe für gewagte und freche Songs. Das findet dann bei Le Bang Bang alles wunderbar zusammen.

Das Gespräch führte Dirk Becker

Le Bang Bang mit Stefanie Boltz und Sven Faller am heutigen Freitag, 20.30 Uhr, in der Reihe „The Voice in Concert“ im Foyer des Nikolaisaals, Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Restkarten zum Preis von 15 Euro in der Ticket-Galerie des Nikolaissaals oder unter Tel.: (0331) 28 888 28

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