Kultur: Streitschrift für Strittmatter
Günther Drommer stellt sein neues Buch vor
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Über ein Jahr liegt sie schon zurück, die kurze, aber auch heftige Debatte über Erwin Strittmatters Bewerbung zur Waffen-SS und seine Rolle im Zweiten Weltkrieg. Auch in Potsdam wurde darüber diskutiert, wie das Schweigen des bekannten Schriftstellers über seine Einsätze in der Ordnungspolizei, die der Waffen-SS unterstellt war, in der Zeit von 1941 bis zum Kriegsende zu beurteilen sei. Nun hat Günther Drommer ein Buch mit dem Titel „Erwin Strittmatter und der Krieg unserer Väter“ herausgebracht. „Eine Streitschrift“ für den 1994 verstorbenen Schriftsteller, die Drommer heute in Potsdam vorstellt.
Drommer, 1941 geboren, und der als freier Lektor, Autor und Herausgeber in Berlin lebt, hat zahlreiche Bildbände und Erzählanthologien, eine Erwin-Strittmatter- und eine Ludwig-Renn-Biografie veröffentlicht. In seinem aktuellen Buch „Erwin Strittmatter und der Krieg unserer Väter“ holt Drommer oftmals so weit aus – vom Ersten Weltkrieg bis ins Heute reicht sein Zeitradius – dass der Leser sich regelmäßig fragen muss, ob er hier wirklich noch ein Buch über Strittmatters Rolle im Zweiten Weltkrieg liest.
Drommer will viel in diesem als „persönlicher Essay“ bezeichneten Buch. „Er fragt: Wie wurde die faschistische Vergangenheit in Ost und West aufgearbeitet? Welche Konsequenzen wurden gezogen, welche nicht? Er nimmt den Fall Strittmatter zum Anlass, die aktuelle Sicht auf die deutsche Geschichte zu untersuchen“, heißt es über Drommer auf dem Buchrücken.
Eines der insgesamt sieben Kapitel ist mit „Endlich einer aus dem Osten!“ überschrieben und bezieht sich auf die angebliche Häme aus dem Westen Deutschlands, dass der Fall Strittmatter nun auch zeige, dass nicht nur in den alten Bundesländern Schriftsteller lebten, denen man Nazi-Verstrickungen vorhalten kann. Und wie in dieser Überschrift der beleidigt klingende Vorwurf mitschwingt, dass da ja nun endlich auch einer aus dem Osten dran sei, stellt sich schon nach wenigen Seiten von „Erwin Strittmatter und der Krieg unserer Väter“ das ungute Gefühl ein, dass Drommer in seiner „Streitschrift“ vor allem eine Generalabrechung mit dem „Westen“ hinsichtlich seines Umgangs mit dem „Osten“ betreibt. Was Drommer dann noch als Fakten zur „Entlastung“ von Strittmatter vorbringt, ist schon lange bekannt. Dirk Becker
Günther Drommer stellt am heutigen Donnerstag, 20 Uhr, im Wist-Literaturladen, Brandenburger-, Ecke Dortustraße sein Buch vor
Dirk Becker
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