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Kultur: Stürmischer Spätsommerausklang

Kammerakademie Potsdam spielte im Schlosstheater

Stand:

Kammerakademie Potsdam spielte im Schlosstheater Stürmisch klang der Jahrhundertsommer beim Konzert der Kammerakademie Potsdam im Schlossstheater aus. Wie letzte wärmende Sonnenstrahlen leuchtete die klare Sopranstimme der jungen Sängerin Gillian Keith durch das wirbelnde Blätterrauschen der Musik von Johann Christian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart. Mehr als eine Schüler-Lehrer-Beziehung verband Mozart mit Johann Christian Bach, dem jüngsten Sohn des großen Bach. Im Alter von acht Jahren lernte er auf einer seiner Konzertreisen den „Londoner Bach“ kennen, worüber Vater Mozart berichtete: „er nahm den Sohn zwischen die Füsse, jener spielte etwelche tact, dann fuhr der andere fort, und so spielten sie eine ganze Sonaten“. An der späten Sinfonie g-moll op. 6, Nr. 6 und an der Kantate „La tempesta“ lässt sich der bedeutende Einfluss von Johann Christian Bach auf den jungen Mozart klar ablesen. Mit originellen Einfällen und vielen Überscheitungen der damals vorherrschenden musikalischen Konventionen nimmt dieses Spätwerk einiges von dem freieren und individuelleren Kompositonsstil, wie ihn Wolfgang Amadeus Mozart geschaffen hat, voraus. Ungewöhnlich für den reglementierten Stil der Vorklassik waren schon die durchgehende Moll-Tonarten, aber auch die dynamischen Kontraste und die Variationsserien in der Durchführung. Die Kammerakademie Potsdam nahm die Herausforderung an und spielte Johann Christian Bach im Geiste Mozarts. Feurig, energisch, kontrastvoll erklang der erste Satz, nahezu expressiv der zweite Satz, in dem sich barockes Pathos mit drangvoller Empfindung paarte. Das düster-ernste Hauptmotiv zog mit markantem Furor durch die überaus prägnant gearbeitete Satzstruktur mit ihren fein abgestimmten dynamischen und artikulatorischen Nuancen. Von heftigen Bassböen angetrieben, entfaltete sich ein Wirbelsturm im Zentrum des aufbrausenden letzten Satzes, der subtil und überraschend im pianissimo endete. Eine kompositorische Fingerübung war dagegen die frühe Sinfonie F-dur KV 112 des 15-jährigen Mozart. Noch recht konventionell angelegt, ohne Extravaganzen - wie sie Johann Christian Bach am Ende seiner Laufbahn zelebriert hatte - und sehr kurz trotz der vier Sätze. Straff und forsch, gelegentlich etwas statisch, ging die Kammerakademie vor, das ausgeklügelte Spiel mit den Kontrasten wirkte stellenweise etwas getrieben, selbst im Andante des zweiten Satzes, der etwas mehr lockere Grazie vertragen hätte. Tänzerisch und deftig erklangen die Kapriolen des Menuetts, gesanglich und mild das Trio. Mit ihrem Auftrittr gab die junge kanadische Sopranistin Gillian Keith ein glanzvolles Debut in Potsdam. Formvollendet meisterte sie die beiden außerordentlich virtuosen Konzert-Kantaten „La tempesta“ und „Ah, lo previdi“. In beiden Werken sind Instrumentalmusik und Gesang unnachahmlich miteinander verschmolzen. Während Johann Christian Bach kennerisch mit der italienischen Opernklangkultur, die in Deutschland zur „Mannheimer Schule“ wurde, umging, schuf Mozart ein wirkungsvolles Werk, das mit großartiger Operngebärde und lieblicher Cavatine ein breites Ausdrucksspektrum umfasst. Wie auf einem Musikinstrument spielte Gillian Keith auf ihrer Stimme, fügte sie sensibel in den Klangfluss ein und setzte affektvolle Akzente, ohne in vordergründig aufgesetzte Effekte zu verfallen. Allein der auch in hohen Lagen reine, klare Klang ihrer Stimme, die beweglichen Koloraturen und die zarten Töne im Piano verwandelten diese Werke in zauberhafte Abbilder einer vergangenen Zeit. Mit der Zugabe „Ruhe sanft“ aus Mozarts Singspiel „Zaide“ rundete Gillian Keith ihren überzeugenden Auftritt ab. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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