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Kultur: Superhits mit Tiefgang

Helmholtz-Konzert zu Weihnachten

Stand:

Klassik oder Rock, Choral oder Pop? Diese Frage stellt sich bei einem Schulkonzert eher nicht. Zu unterschiedlich sind die Vorlieben der Schüler. Kein Problem, wenn die Darbietungen auf einem so hohen Niveau stehen, wie bei den Weihnachtskonzerten des Helmholtz Gymnasiums. Dieses Mal überzeugte die Auswahl der Stücke und die Ausführung von jeder einzelnen Nummer. Klassik hieß die Devise im ersten Teil des gut zweieinhalbstündigen Abends. Mit Weihnachtsliedern aus verschiedenen Ländern und Zeiten versetzte der Große Chor unter der Leitung von Helgert Weber die Zuhörer im ausverkauften Nikolaisaal in festliche Stimmung. Dazu gehört der allzeit beliebte Bach-Choral „Jesu bleibt meine Freude“ ebenso wie das mexikanische Wiegenlied „Mein Jesuito“. Fein abgestuft und wandelbar im Ausdruck erklingen die Kompositionen. Differenzierte Klangfarben, stimmliche Intensität und abwechslungsreiche Gestaltung zeichnen diese Neueinstudierungen aus, die auch auf einer CD erschienen sind.

Aufwühlende dunkle Cellotöne bietet Gabriel Gutzmann bei der Brahms-Sonate e-moll, virtuos trillert Laura Nausedat in französischer Manier auf der Querflöte in Debussys Suite Bergamasque, gleißendes Violinfeuer zaubert Aron Heidrich, mit edlen Legatobögen und süßem Geigenton erfreut Maximilian Heidrich. Eine turbulente Clownsmusik von Nino Rota für Klarinette, Cello und Klavier bildet den quirligen Abschluss des ersten Teils. Ohne die vielen, teilweise sehr guten Pianisten wären diese Werke aus der Schatztruhe der klassischen Musik nicht so großartig zur Geltung gekommen.

Auch der zweite, im Charakter so unterschiedliche Teil enthielt fantastische Leistungen. Der respektabel gewachsene Popchor singt nicht nur ABBA-Lieder, sondern auch die Bohemian Rhapsody von Queen mit soviel Verve und Intensität, dass man sich bei einer veritablen Musicalaufführung wähnte. Sensibel und differenziert erklingt das elegische Lied „I don“t know how to love Him“ aus dem Musical Jesus Christ Superstar. Hinein in die Gegenwart führt „Big Girls don“t cry“, eine moderne Ballade mit Tiefgang, die von Anna Hilbert verblüffend originalgetreu gesungen wird. Auch der Hit „Old Town“ erfreut mit Gesang von Lukas Iwer und melancholischen Klängen von Cello, Geige und Saxophon. Vergnügen bereitet der Auftritt von Boogie-Magier Johannes Paul und Saxophon-Hexer Hendrik Baumgarten mit einer fetzigen Version von „Morgen Kinder wird“s was geben“. Was es geben würde, wusste keiner im Saal, denn stets, wenn das launige Spiel mit den Tasten und Tönen scheinbar vorbei war, legen die beiden Musikanten wieder los. Ebenfalls stark gewachsen ist die Big Band unter Leitung von Frank Siegmeier. Diesmal liefert sie mit einem coolen Sänger, Tilman Alder, und einer prima Schlagzeugerin, Laura Hunger, einen launigen Kehraus aus Swing- und Rockstandards – weniger feierlich, aber dafür umso fröhlicher. Soviel Frohsinn gehört unbedingt zum Weihnachtsfest dazu. Und ganz besonders bei solch einem prächtigen Schülerkonzert, nach dem sicher nicht nur Eltern und Lehrer hoffnungsfroh in die Zukunft blicken werden. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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