Kultur: Süße Arbeit
Premiere von „Arbeit macht das Leben süß“
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Arbeit macht das Leben süß. Dieser Satz hat einen bitteren Beigeschmack. Wer keine Arbeit hat, möchte eine haben und wer Arbeit hat, möchte oft am liebsten gleich wieder in den Urlaub. „Die Stimmung in unserer Gesellschaft ist vergiftet“, sagt Regisseur Axel Tröger. Mit seiner aktuellen Theaterproduktion „Arbeit macht das Leben süß“ bringt er Themen wie Sozialneid, Arbeitslosigkeit und die Angst vor Hartz IV auf die Bühne. Am heutigen Dienstag hat „Arbeit macht das Leben süß“ Premiere im T-Werk.
Axel Tröger möchte das Augenmerk auf einen wunden Punkt in der Gesellschaft lenken. Die psychische Belastung am Arbeitsplatz nimmt immer mehr zu, warnt eine aktuelle Studie. Und dass Depressionen bei Arbeitslosen doppelt so häufig auftreten wie bei Arbeitnehmern. Ein süßes Leben garantiert Arbeit also nicht, keine Arbeit auch nicht. Für „Arbeit macht das Leben süß“ hat Tröger mit über 100 Menschen Gespräche geführt, darunter Schüler, Senioren, Angestellte und Arbeitslose. Diese Gruppen treffen in ihrem Alltag nicht unbedingt aufeinander, sagt Tröger, aber viele haben die gleichen Ängste. „Hartz IV ist zwar dazu gedacht, dass die Empfänger am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, aber das stimmt in der Praxis nicht“, so Tröger. Nicht selten machen bestehende Vorurteile die Hindernisse umso größer. Der Satz „Wir müssen buckeln und die machen sich ein schönes Leben mit Hartz IV“ sei nur ein Ausdruck dieser Abgrenzung.
Schon 2005 hatte Axel Tröger mit „Hans Igel – Entbehrliche aller Länder vereinigt Euch!“ ein Theaterstück über Ausgrenzung und Solidarität inszeniert. Seit 2008 ist er im Vorstand des Hans Igel Vereins für Integration und Theater e.V. tätig, in dessen Erzähl-, Schreib- und Theaterwerkstatt er auch „Arbeit macht süß“ realisiert hat. Mit seinen Projekten versucht er Menschen zusammenzubringen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden: Hartz IV Empfänger, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderung und alte Menschen.
Aus den vielen Gesprächen und Erzählungen seiner Projektteilnehmer sind letztendlich fünf Theaterszenen für „Arbeit mach das Leben süß“ entstanden. Axel Tröger sagt „Szenen“ nicht „Theaterstück“, denn die fünf unterschiedlichen Situationen sollen für sich stehen. Ungefähr 20 Teilnehmer haben seit vergangenem Winter mit ihm an der Umsetzung gearbeitet. Auf der Bühne werden diejenigen zu sehen sein, die dem Projekt bis zum Ende treu geblieben sind.
„Sie haben die Freude am Theaterspielen für sich entdeckt“, sagt Tröger begeistert. Der jüngste der sieben Darsteller ist gerade mal acht Jahre alt, der älteste ist 60. Andere haben die Produktion nur eine Zeitlang begleitet, Impulse gegeben und sind dann wieder abgesprungen. Das gehört für Axel Tröger zu solch einem Projekt dazu. Ebenso wie der langsame Anfang und die ersten Treffen, zu denen nur wenige Leute gekommen waren. Umso glücklicher ist er jetzt über das Ergebnis.
Über den Inhalt der Szenen möchte der Regisseur auf keinen Fall zu viel verraten. Das Publikum soll kommen und selbst sehen, was sich hinter dem Titel verbirgt. Axel Tröger hofft, dass viele von denen zuschauen werden, um die es in seiner Produktion geht. Für Hartz IV-Empfänger gilt ein besonderer Eintrittspreis. Undine Zimmer
„Arbeit macht das Leben süß“ am heutigen Dienstag, 19 Uhr, im T-Werk in der Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 7, ermäßigt 4, für Hartz IV-Empfänger 1 Euro. Karten unter Tel.: (0331) 71 91 39
, ine Zimmer
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