Kultur: Swing Bach
Brandenburgische Konzerte zum Abschluss der Bachtage im Nikolaisaal
Stand:
Brandenburgische Konzerte zum Abschluss der Bachtage im Nikolaisaal Im Festsaal des Schlosses Caputh blickt Markgraf Christian Ludwig von Brandenburg auf den heutigen Besucher. Der jüngste Sohn des Großen Kurfürsten gelangte zwar nicht an die preußische Regierung, statt dessen machte er sich in anderer Weise sehr verdient. Denn er beauftragte Johann Sebastian Bach mit der Komposition von sechs Konzerten, die als „Brandenburgische Konzerte“ zu den Höhepunkten im Schaffen des Barockmeisters und der vorklassischen Musik insgesamt gehören. Hochkarätiger Abend Umso bedauerlicher ist es daher, dass die Aufführung dieser Konzerte durch die Kammerakademie Potsdam zum Abschluss der Bachtage am Brandenburgtag informationstechnisch untergegangen sein muss. Sonst hätten sicherlich mehr Besucher in den Nikolaisaal gefunden, der etwa zu zwei Dritteln besetzt war. Schade auch deshalb, da die Zuhörer einen überaus hochkarätigen Konzertabend erlebten, der dem Motto der Bachtage „Musik für Menschen von heute“ in jeder Hinsicht gerecht wurde. Hervorragende Solisten, historische Aufführungspraxis und bravouröse Interpretationen verwandelten die Bach“sche Musik in rhythmisch swingende, singende Töne. Wie Ouvertüren gingen drei kurze Sinfoniae aus verschiedenen Bach-Kantaten den Hauptwerken voran. Festlich und spritzig erklang die Sinfonia D-Dur aus BWV 42 sowie a-moll aus BWV 142, die mit einem Blockflöten-Concertino bezauberte. Affektvoll und ergreifend zog die Sinfonia aus der berühmten Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ BWV 21 in den Bann. Der mitreißend-energische und inspirierte Ton des Abends wurde von Christine Busch angeschlagen. Die herausragende Geigerin setzte mit ihrer Wiedergabe von Johann Sebastian Bachs Violinkonzert a-moll Maßstäbe für zeitgenössische Bach-Interpretation. Sie erfüllte das aufstrebende Thema des ersten Satzes mit frühlingshaftem Frohsinn. Der zweite Satz, langsam im Adagio-Tempo gespielt , erklang ungewöhnlich gesanglich und mit süßem Ton. Über den ostinaten Begleitfiguren des Basso-Continuo-Ensembles erhoben sich die Triolenketten der Violine vogelschwingenhaft in die Lüfte. Auch im Brandenburgischen Konzert Nr. 4 überzeugte Christine Busch mit funkensprühendem Strich – besonders faszinierend im vertrackten Finalsatz mit seinen virtuosen Violinfinessen. Mit ihrem lieblich-zarten Klang lieferten die beiden Blockflöten (Gerd Lünenburger, Raphaela Danksagmüller) harmonisch passende Antworten dazu. Ein besonderes Ohren-Schmankerl ist stets das festliche Brandenburgische Konzert Nr. 2, wozu die Trompete mit fröhlichen Fanfaren wesentlich beiträgt. Reinhold Friedrich zeigte sich mit seiner Bachtrompete in Hochform und lieferte sich mit seinen Partnern im Concertino inspirierte Konversationen. Gemeinsam mit Christine Busch, Gerd Lünenburger und Emma Davislin, Oboe sowie mit den verdienten Spielern der Kammerakademie schufen sie filigrane Klangstrukturen mit starken rhythmischen Akzenten. Über 3000 Besucher insgesamt Dass zum Basso-Continuo bei der Kammerakademie außer dem üblichen Cembalo, Bass und Cello auch das Fagott gehört, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Das dunkle Blubbern des Instruments – „ein Meergott spricht“ nannte es der Schriftsteller Sacheverell Sitwell - ergibt den besonderen Sound der Kammerakademie Potsdam, seitdem Fagottist Sergio Azzolini die künstlerische Leitung übernommen hat. Mit seinem Instrument setzte Azzolini markante „grooves“ - auch dies durchaus ein Beitrag zur gelungenen Modernisierung des Bach“schen Erbes. Insgesamt zählte die dritte und umfangreichste Auflage der Bachtage 3150 Besucher. 2004 soll im gleichen Zeitraum mit neuen Partnern weiter gearbeitet werden, kündigte Festivalchef Björn O. Wiede an. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: