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Potsdamer Stadtfüchse: Operation Zeit.

© Andy Flischikowski/flischpic.de

Operation Zeit: Tanz über den Tellerrand

Die Potsdamer Band Operation Zeit bringt ein funkiges Debütalbum heraus. Wir haben es uns angehört.

Stand:

Manchmal passiert es, da fällt ein Album einfach mal unter den Tisch oder verschwindet in der Schublade. Die Potsdamer Band Operation Zeit ist so ein Beispiel: Das Record-Release-Konzert fand bereits am Samstag der vergangenen Woche im Rechenzentrum statt, das Album „Von Füchsen und Coyoten“ gibt es also schon eine Woche. Aber was für eine Scheibe das doch geworden ist: viel zu schade um zu verschwinden. 

In Sachen Funk-Crossover macht den Potsdamern nämlich so schnell niemand mehr etwas vor – kaum zu glauben, wie viel Energie die Musik mit sich bringt, und das in der klassischen Besetzung mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard. Das treibt so gut voran, dass an entspanntes Zuhören gar nicht zu denken ist. Aber dennoch haben Operation Zeit keinen vor sich hinplätschernden Funk im Gepäck, sondern bedienen sich eher an den Crossover-Vorbildern der 1990er-Jahre wie Such A Surge oder Thumb. Die hatten ja schon etwas Zeitloses, Operation Zeit bringen den ganzen Stil jedoch absolut erfrischend wieder zurück. Und überraschen dabei mit herrlichen Seitenschlägen auf ganz unerwartete musikalische Genres.

Das funktioniert bestens, was aber auch an den grandiosen Texten von Sänger René Stoof liegt, der eine unglaubliche lyrische Tiefe entwickelt, die er in seine Lyrics bastelt: „Gegen angestaubte Ansichten können Pflastersteine nur bedingt etwas anrichten“, rappt er etwa in „Tellerrand“. Oder auch mal ganz nachdenklich mit ganz vielen Alliterationen: „Wunderlich, welche Wege ich wähle. Der Wind weht wüst in der Wüstenseele“, heißt es in „Coyote“.

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Sich auf einen musikalischen Stil festlegen, das kam für die Band, die ihren Proberaum im studentischen Kulturzentrum Kuze hat, nie infrage: „Wir haben einfach Genresurfing gemacht“, sagt Gitarrist Elias Franke. „Wir stehen nicht so auf Schubladen – eher auf Regale.“ Dafür hat sich die Band aber auch Zeit genommen: Immerhin sechs Jahre her ist es, als Operation Zeit sich gründeten, die Arbeit am Debütalbum benötigte auch noch mal vier Jahre. „Manchmal haben wir uns schon gefragt, ob wir jemals damit fertig werden“, sagt Franke. Kein Wunder, wenn man diese detailverliebten Songs hört, fast schon perfekte Kompositionen voller Feinheiten.

Perfekt ist jedoch auch das Artwork von Johannes Walenta, der den Fuchs als roten Faden der Lyrics in Szene gesetzt hat. „Der Fuchs ist ein mysteriöses Tier, das auch noch ein Einzelgänger ist“, so Gitarrist Elias Franke. Und vielleicht steckt so ein Fuchs ja in jedem von uns drin. Man muss ihn nur rauslassen – was Operation Zeit nun gemacht haben.

Operation Zeit: „Von Füchsen und Coyoten“, zu bestellen über operation-zeit.de

Oliver Dietrich

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