Kultur: Team Blender und Tiger Tunes
Weniger bekannte Namen und Werktage, dass dies eine unvorteilhafte Kombination sein kann, das mussten Team Blender und die Tiger Tunes im Waldschloss erfahren. Gerade einmal eine Handvoll Leute haben es in den Saal geschafft.
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Weniger bekannte Namen und Werktage, dass dies eine unvorteilhafte Kombination sein kann, das mussten Team Blender und die Tiger Tunes im Waldschloss erfahren. Gerade einmal eine Handvoll Leute haben es in den Saal geschafft. Dazu kamen dann die Mitglieder der Band, die gerade nicht auf der Bühne standen und die sorgten dann für die nötige lautstarke Unterstützung. Die neun Musiker nahmen es mit Humor und spielten trotz dieser Leere, als hinge eine Plattenvertrag von diesem Konzert ab. Team Blender kommen aus Berlin. Und nicht nur der Ort und das äußere Erscheinungsbild - junge Sängerin im Kreise dreier männlicher Kollegen - lässt einen an die erfolgreichen Wir sind Helden denken. Deutsche Texte, popmusikalische Frohnaturen, die Parallelen sind kaum zu überhören. Da wird doch wohl keiner von Berliner Schule sprechen? Doch wo Judith Holofernes neben ihren Helden das nette Mädchen mit gnadenlosem Handkantenschlag gibt und auch mal rabiat durch die musikalischen Radaugefilde tobt, da bleibt Barbara Hanff, ehemals Bassistin bei den Lemonbabies, immer lieb und knuddelig, singt sie von liebeskummerkrummen Satelliten oder Autofahren durch die Nacht. Doch nur weil Team Blender es eher ruhig schätzen, sollte man sich hüten, sie langweilig zu nennen. Lieder wie „Monoton“ oder „Fliegen“ sind zwar einfach gestrickt aber, so schnöde es auch klingen mag, wunderschöne Popsongs, die es in sich haben. Da wir schon mal bei Wir sind Helden sind. Die nachfolgenden Tiger Tunes aus Dänemark hatten auf der letzten Helden-Tour für einige Aufregung in deren Vorprogramm gesorgt. Die Wenigen am Donnerstag im Waldschloss wussten dann auch schnell warum. Die fünf quirligen Dänen tobten sich durch ihr Programm, als ob es kein morgen geben würde. So skurril wie manch einer ihrer Songtitel wie „Ninja and Fish“ daher kommt, so gibt sich auch ihre Musik. Die Tiger Tunes bestätigen den derzeitigen Trend, dass das ausgiebige Plündern in der jüngeren Musikgeschichte noch immer die besten Resultate bringt. Viel Rock, ein wenig Pop, dazu eine Stimme, die mal an Morrissey bei den Smith, dann wieder an Phil Oakey von Human League erinnert. Und um das Ganze schön sperrig abzurunden, quäkt das Keyboard davor, dazwischen oder danach fröhliche Schieflagen. Mit ihrem Debüt „Absolutely Worthless Compared To Important Books“ haben sich die Tiger Tunes in ihrer Heimat einen Namen gemacht. Mit ihrem aktuellen Album „Forget about the stupid rocket idea“ sind die Dänen mit dem Hang zu ausgefallenen Titeln auch hierzulande auf dem besten Weg, kräftig einzuschlagen. Ein grandioses Konzert. Dirk Becker
Dirk Becker
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