Kultur: Theater am Rand
Thomas Rühmann spielt auch im Wohnzimmer
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Thomas Rühmann spielt auch im Wohnzimmer In dem 19-Seelen-Ort Zollbrücke am Oderdeich scheint die Welt zu Ende zu sein. Doch plötzlich ist es vorbei mit der Ruhe. Auf der einzigen Dorfstraße herrscht hektische Betriebsamkeit. Dutzende Autos mit fremden Nummernschildern rollen heran - Berliner, Frankfurter, sogar Kieler parken neben einem unscheinbaren, alten Fachwerkhaus. „Theater am Rand“ steht über der Eingangstür. Im einstigen Wohnzimmer fädeln sich die zahlreichen Besucher in die engen, unbequemen Stuhlreihen, bis auch der letzte Platz besetzt ist. Die Inszenierung von „Im Spinnhaus“ nach einem Roman von Kerstin Hensel nimmt sie gefangen. Nur zwei Akteure stehen auf der winzigen Bühne. Der Schauspieler Thomas Rühmann und der Musiker Tobias Morgenstern ziehen das Publikum in ihren Bann. Untermalt von wehmütigen Akkordeonklängen und verwoben mit Liedern von Gundermann oder Reiser erzählen sie Geschichten. Und dass nun schon seit 1998. Damals arbeiteten sie erstmals in Morgensterns einstigem Fachwerk-Zufluchtsort gemeinsam. „Und zwar was und wie wir Lust hatten“, erklärt Rühmann, bekannt als Doktor Roland Heilmann aus der ARD-Fernsehserie „In aller Freundschaft“.Was als spielerisches Experiment vor einigen Freunden begann, ist heute ein einzigartiges Kunstprojekt, das sein Publikum in Scharen in die abgeschiedene Idylle lockt. Wohl auch deshalb, weil dem „Theater am Rand“ keine vorgefertigten Bühnenstücke als Grundlage dienen. Rühmann setzt vielmehr Romane mit Abenteuergeschichten und Außenseitergestalten dramaturgisch um. Das kommt auch bei den Zollbrückern selbst gut an. Mehr als 100 Vorstellungen gab es im vergangenen Jahr in Zollbrück. Den regulären Eintritt bezahlt der Zuschauer in Zollbrücke beim Austritt. Den Preis bestimmt er nach der Vorstellung selbst, muss also entscheiden, was ihm das gerade Erlebte wert ist. ddp www.theateramrand.de
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