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Kultur: „Theater ist Verabredung“

Das „Singende, klingende Bäumchen“ geht in die zweite Aufführungsrunde

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Das „Singende, klingende Bäumchen“ geht in die zweite Aufführungsrunde „Probiert“s noch einmal. Es muss gehen!“, ruft Margitta Burghardt den drei Mäusen zu. Die drei Mädchen sollen ihre Köpfe so durch den roten Vorhang im Hans OttoTheater stecken, dass wirklich nur ihre Mäusegesichter zu sehen sind. Es ist klar, dass bei der gestrigen Hauptprobe für das „Singende, klingende Bäumchen“ noch nicht alles klappt. Nach dem Auftritt der Gaukler bleibt ein rotes Jongliertuch auf der Bühne liegen. „Nehmt das Tuch auf und spielt es weiter“, ruft die Regisseuren den Marktkindern zu. „Egal, auch wenn die Prinzessin eine Zicke ist, wir müssen ihr helfen“, erklären die drei Schlossmäuse und rücken mit vereinter Kraft den Stein vor der Höhle beiseite. Endlich steigen Prinz und Prinzessin heraus, sind aber noch in einen Bär und eine Hexe verwandelt. Bevor sie ihre Menschengestalt wieder annehmen können, müssen sie noch eine Reihe von Prüfungen bestehen. Vor allem muss der böse Zauber von Zwerg Zack besiegt werden, der ein Herz aus Stein hat und alles Leben gefrieren lässt. Selbst das singende, klingende Bäumchen ist in seinem Reich erstarrt und verstummt. Doch mit Hilfe der Schlossmäuse gelingt die Befreiung. Die neue Produktion des Kindermusiktheaters Buntspecht vom Malteser Treffpunkt Freizeit hält geschickt die Waage zwischen musikalischem Märchenspiel und Mitmachstück. Von Anfang an begleiten die drei Mäuse die Zuschauer durch das Märchen und bilden einen Identifikationspunkt für die kleinen Zuschauer. Doch das Stück bleibt spielerisch, musikalisch und gelöst. Dass dazu jedoch viele Vereinbarungen gehören, lernen die Kinder schon früh. „Theater ist Verabredung“, erklärt Margitta Burghardt immer wieder. Bei dreißig Kindern pro Aufführung ist das keine leichte Aufgabe. Seit fünfzehn Jahren macht Margitta Burghardt am Treffpunkt Freizeit Kindermusiktheater. Mittlerweile haben Hunderte von Potsdamer Kindern bei den rund dreißig Produktionen von Buntspecht mitgemacht und viele Tausend Kinder zugesehen. Für die Potsdamerin, die schon ihre Diplomarbeit am Musikpädagogischen Institut der Pädagogischen Hochschule zum Thema „Kindermusiktheater“ geschrieben hat, besitzt die theaterpädagogische Arbeit viele Aspekte: „Die Kinder lernen, als Team zusammenzuarbeiten und zugleich kann jeder seine Stärken zeigen.“ Die meisten Stücke entstehen auf der Basis von Märchen und werden mit den Kindern weiterentwickelt. „Es ist schön, für ein gemeinsames Ziel zu arbeiten“, so Frau Burghardt, die auch mal selbst eine Rolle übernimmt, wenn einer ausfällt. Jetzt spielt sie den gutmütigen, alten König. Zu den Buntspecht-Kindern kommen noch einmal so viele vom Ballettstudio Erxleben, die das Stück ausdruckvoll tänzerisch begleiten – so als Sturmflut, Frost und Schnee. Bei den „Buntspechten“ kommt es nicht auf Spitzenleistungen an, sondern auf Zusammenhalten. Wie das geht, zeigen Prinz Schweigsam und die Schlossmäuse. Sie bestehen nicht nur viele spannende Abenteuer, sondern – so viel Märchen muss sein – der Prinz findet auch noch eine Prinzessin für sich. Nach vier ausverkauften Vorstellungen im Nikolaisaal geht das „Singende, klingende Bäumchen“ jetzt in die zweite Vorstellungsrunde im Hans OttoTheater: zu sehen heute und morgen sowie in der kommenden Woche. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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