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Liebe und Hass. „Vor der Wand“ schaut hinter die Gefühle.

© T-Werk

Kultur: Tiefe Einblicke

„Vor der Wand“ hatte im T-Werk Premiere

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Die erste Liebe trifft einen meist völlig unvorbereitet. Die erste Liebe ist häufig heftiger, als man es jemals gedacht hätte. Und die erste Liebe ist meistens anders, als man erwartet hätte. Das Theaterstück „Vor der Wand“, das am vergangenen Samstag Premiere im T-Werk feierte, erzählt von dieser Liebe, von Einsamkeit, vom Anderssein und vom Erwachsenwerden.

Agnes liebt Elin. Elin ist mit Johan zusammen, obwohl sie selber gar nicht so recht weiß, warum. Elins Schwester Jessica liebt Johan, ist aber mit Markus liiert. Markus liebt Jessica. Viktoria ist anders als alle anderen und Agnes Vater Olof und Elins Mutter Brigitta wissen mit ihren pubertierenden Kindern nicht viel anzufangen. Ein Wirrwarr an Liebe, aufkeimender Zuneigung und wechselhafter Gefühle bot das Stück „Vor der Wand“ auf der Bühne. Ein verworrenes Geflecht, das der Zuschauer zunächst einmal durchschauen musste.

Es ist vor allem die Geschichte von Agnes, die ihre homosexuelle Liebe zu Elin noch nicht richtig begreifen kann und mit ihrer etwas anderen Art in der Schule eine Außenseiterin ist. Es ist aber auch die Geschichte von Elin, die als „Matratze der Schule“ gebrandmarkt, in einem Anflug von pubertärer Rebellion versucht, sich mit Jungs, Alkohol oder Tabletten aus Mutters Medizinkästchen ihr langweiliges Leben ein wenig spannender zu machen. Der erste Kuss zwischen Elin und Agnes bringt nicht nur ihre eigene Gefühlswelt, sondern auch das Leben aller Beteiligten ganz schön durcheinander.

Unter der Regie von Suse Weisse wird in diesem Stück frei nach „Raus aus Amal“ von Lukas Moodysson das Gefühlsleben der Jugendlichen zu einem anschaulichen und greifbaren Prozess, dessen Wandelbarkeit auf der Bühne (Bühnenbild und Kostüm Susan Richter und Suse Weisse) wunderbar wiederzuerkennen ist. Das Überschäumen an Emotionen. Das intensive Fühlen von Freude und Traurigkeit, Liebe und Hass. Manchmal im schnellen Wechsel, manchmal alles gleichzeitig. All die Emotionen, die man allzu gerne vergisst, wenn man erwachsen wird, werden in „Vor der Wand“ auf schauspielerische Art in großartiger Weise wiedergegeben. Besonders Jorinda Rösch vermochte dem pubertären Gefühlschaos eine Stimme zu geben. So hält das Stück nicht nur für Jugendliche ein großes Identifikationspotenzial bereit. Erinnert sich der ein oder andere Erwachsene zurück, wird auch er sich selbst in so mancher Szene leicht wiedererkennen. So lässt „Vor der Wand“ tief blicken. Nicht nur in die Psyche der jungen Heranwachsenden, sondern auch in ihr Herz. Chantal Willers

Weitere Vorstellungen am heutigen Montag und morgigen Dienstag, 17. und 18. September, jeweils 10 Uhr, im T-Werk, Schiffbauergasse, Karten unter Tel. (0331)0 71 91 39, für Jugendliche ab 13

Chantal Willers

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