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Kultur: Tiefgründig und natürlich

Benefiz-CD zugunsten der Erlöserkirche

Stand:

Geduld ist eine Tugend. Die braucht’s auch im Falle der Erlöserkirche reichlich, deren sachgerechte Sanierung nunmehr in ihr zwanzigstes Jahr geht. Zuerst wurde das Dach neu eingedeckt, später erstrahlte der Altarraum in neuem Glanze. Wieder gingen Monate und Jahre ins Land, bis die vier Evangelisten ihre erhöhten Wandstehplätze an den Ecken des Mittelschiffs fanden. Schließlich hatten sich der Eingangs- und Orgelemporenbereich wieder fein herausgeputzt, wobei ganz nebenbei auch die Schuke-Orgel ihre gründliche Restaurierung erfuhr. Im Jahre 2008 erklang ihre Stimme wieder – strahlender und glänzender denn je.

Blickt man jedoch in die Kuppel oder in die Seitenschiffe des unteren wie oberen Bereichs, so ist des grauweißen Anstrichs kein Ende. An fachkundig wieder hergestelltem Farbdekor fehlt’s, frei nach Goethe, nach wie vor im Revier. Die Erlöserkirchgemeinde will den Zustand bald ändern und zunächst die unteren Seitenschiffe wieder in den originalen Zustand versetzen. Doch auch das etappenweise Renovieren kostet: 500 000 Euro und mehr. Woher nehmen, wenn fast überall die Kassen leer sind? Abhilfe tut daher Not. Und die macht bekanntlich erfinderisch. Also spielte Friedrich Meinel ein Orgelkonzert als Benefiz auf CD ein, das von der Symbiose des Organisten mit seiner über alles geliebten, vierzigjährigen „Königin“ ein erstaunlich klangprächtiges Zeugnis ablegt.

Ausgewählt hat er Werke, die den barocknahen Klangcharakter des Instruments auf das Vorzüglichste zum Ausdruck bringen. Zwei Bachsche Großwerke, Praeludium und Fuge Es-Dur BWV 552 sowie Passacaglia c-Moll BWV 582, sind dabei die Eckpfeiler des überwältigend ausgebreiteten Klanggeschehens. Immer wieder zieht er dabei die Paraderegister der Orgel, wie den 16-füßigen Bordun aus dem Hauptwerk, von dem Meinel immer wieder schwärmt: „Der ist so schön läufig!“ Doch auch von den mittleren Klanglagen zeigt er sich hingerissen: „unsentimental, aber hoch emotional.“ Prägnante Solostimmen wie die Feldpfeife oder das Nachthorn wählt er für diverse Choralbearbeitungen und Choralvorspiele von Bach, Böhm und Buxtehude, die dem abwechslungsreichen Programm mancherlei meditative Zäsuren setzen.

In ihnen, wie auch in der Choral-Sonate d-Moll op. 65 Nr.6 von Mendelssohn Bartholdy erweist sich der Organist als ein Meister der sinnerfüllten und farbenreichen Registrierungen, der schlichten, aber überlegenen und spannungsvollen Spielweise. Rhetorische Überrumpelungsversuche finden bei der knapp 67-minütigen Klangreise nicht statt, dafür sorgt eine tiefgründige Nachdrücklichkeit für viele Überraschungen. In seinem strukturerhellenden, herrlich natürlichen Spiel setzt er auf ruhige Zeitmaße, einen Klang voller Wärme.

Ein Beiblatt kündet in bündigen Worten vom Inhalt der Stücke, deren Trackfolge nicht mit der CD-Realität in Übereinstimmung steht, weil die vierteilige Mendelssohn-Sonate ebenso viele Tracknummern beansprucht, die nicht ausgewiesen sind. Bachs finale Passacaglia findet man nun unter der Nr. 12.

Dieses Silberscheiben-Benefiz für die weitere Restaurierung des Innenraumes der Kirche ist ein prächtiges Klangporträt der Schuke-Orgel .Peter Buske

Erhältlich ab 10 Euro im Gemeindebüro Nansenstraße, in der Stiftungsbuchhandlung Guttenbergstr. 71 und im Internationalen Buch sowie auch in der Potsdam-Infomation.

Peter Buske

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