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Liebe und Vergänglichkeit. Das Wandertheater nähert sich Shakespeare.

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Wie ein Blick in Shakespeares Tagebücher: „Ton und Kirschen“ inszeniert die Sonette

To be or not to be – „Von Buenos Aires bis Berlin weiß doch jeder, wer gemeint ist“, sagt David Johnston. Gemeinsam mit Margarete Biereye hat der gebürtige Londoner vor 13 Jahren in Werder (Havel) das Wandertheater „Ton und Kirschen“ gegründet, das ab dem morgigen Freitag in der „fabrik“ in der Schiffbauergasse gastiert.

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To be or not to be – „Von Buenos Aires bis Berlin weiß doch jeder, wer gemeint ist“, sagt David Johnston. Gemeinsam mit Margarete Biereye hat der gebürtige Londoner vor 13 Jahren in Werder (Havel) das Wandertheater „Ton und Kirschen“ gegründet, das ab dem morgigen Freitag in der „fabrik“ in der Schiffbauergasse gastiert. Diesmal führt die international besetzte Truppe aber nicht den Hamlet, sondern eine Auswahl von William Shakespeares 154 Sonetten auf.

Zu Shakespeare haben Biereye und Johnston eine ganz besondere Verbindung, denn auch der Dichter spielte in jungen Jahren in einem Wandertheater. „Er ist unser Vater – unser Großvater“, sagt Johnston. Bei der Aufführung der Sonette auf der Bühne kann das Ensemble aus dem bloßen Text ausbrechen. „Es sind weniger die Worte, die die Sonette bestimmen. Sie strahlen einen Rhythmus aus. Da steckt Musik drin“, sagt Biereye. Lyrik soll zur körperlichen Erfahrung werden, auch durch den Einsatz von Musik, Marionetten- und Maskenspiel. In vier Sprachen werden die Sonette aufgeführt – mit Untertiteln, die für die Aufführungen aber stark gekürzt wurden.

Ausdruck ist wichtiger als Wortlaut – so verhält es sich auch in der Liebe. Und Shakespeares Sonette sind ja vor allem eins – Liebesgedichte. Daraus erschöpft sich auch ihre Bedeutung für das Jetzt: „Die Zeit ist gefräßig, aber manche Emotionen sind universell“, sagt Johnston. Die Sonette handeln von Leidenschaft und geheimen Wünschen, von Eifersucht, Trennung, Schmerz und vor allem Vergänglichkeit. Biereye zitiert hier Shakespeare selbst: „Wenn, was hier steht, sich je als falsch ergibt / Dann schrieb ich nie, hat nie ein Mensch geliebt.“

Auch schaffen die Sonette einen Zugang zum Dichter. In seinen Stücken zeichne Shakespeare komplexe Charaktere, von denen seine eigene Person aber distanziert bleibe. „Wir wissen eigentlich kaum etwas über diesen Mann“, sagt Johnston. Da funktionierten die Gedichte wie ein Tagebuch: „In den Sonetten kann man ihn spüren. Man kann in sein Innerstes blicken.“ Theresa Dagge

Das Wandertheater „Ton und Kirschen“ inszeniert Sonette von William Shakespeare mit Livemusik, Schauspiel und Marionetten. In der „fabrik“, Schiffbauergasse 10, am 13./14 November um 20 Uhr, 15. November um 16 Uhr, 20./21.November um 20 Uhr und 22. November um 16 Uhr.

Theresa Dagge

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