Kultur: Totaler als Totalitarismus
Morgen spielen Laibach im Lindenpark
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Morgen spielen Laibach im Lindenpark Laibach halten nicht viel von politischer Korrektheit. „Mit Totalitarismus und mit Demokratie, wir tanzen mit Faschismus und roter Anarchie“, lautet einer der Wahlsprüche der slowenischen Band, die morgen ab 21 Uhr im Lindenpark in der Stahnsdorfer Straße spielt. Der Auftritt in Potsdam ist Teil der Jubiläumstour, die Laibach zur Zeit absolvieren: Die Band feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Schon der Bandname ist Provokation, Laibach steht für den zu sozialistischen Zeiten unerwünschten Namen der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. Die Musiker um Sänger Milan Fras waren Mitbegründer des seit 1984 agierenden Kunstkollektivs Neue Slowenische Kunst (NSK), das mit dem Vorsatz auftrat, „totaler als der Totalitarismus“ zu sein. Die Strategie der Über-Identifizierung mit dem herrschenden Regime wurde von NSK-Künstlern wie Laibach durch die überladen-ästhetische Verwendung von totalitären Symbolen umgesetzt, was ihnen zu Zeiten der kommunistischen Herrschaft frenetische Fans und erbitterte Feinde in Ost und West bescherte. Die Musik glich damals mit ihren aggressiven Trommeln durchzogenen Lärmkollagen. Sie klang elektronisch, kalt, maschinenhaft. Ab Mitte der 80er kamen Coverversionen von Queen bis zu den Beatles dazu, ab Mitte der 90er nun schleicht sich tanzbare Leichtigkeit in den Elektrosound. Und auf der Bühne? Da heißt der Klassiker immer noch: „Alle gegen alle“. Uniformen inklusive. Henry Kramer
Henry Kramer
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