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Kultur: Trauerarbeit

Hanna Hegenscheidts „Klaus ist tot“ in der fabrik

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Es klingt so banal und so unmissverständlich: „Klaus ist tot“. Ein schlichter Satz mit absoluter Botschaft. Doch trotz der Endgültigkeit dieser Aussage klingen diese drei Worte auch irgendwie profan. Ironie scheint ebenfalls darin zu stecken.

Mancher Zuschauer hat es Hanne Hegenscheidt sehr übel genommen, dass sie in ihrem Tanzstück „Klaus ist tot“, das heute und morgen in der „fabrik“ zu sehen ist, Trauer mit Humor verbindet. Doch wenn sie etwas vermeiden will, dann diesem an sich so heiklen Thema auch noch in ihrem Stück unnötige Schwere zu geben. Und was spricht dagegen, Trauer mit Humor zu begegnen, diese Trauer dadurch vielleicht sogar leichter werden zu lassen?

Gefühle stehen im Mittelpunkt der Arbeit der Tänzerin und Choreografin Hannah Hegenscheidt. In Bremen geboren, hat sie sich in Hamburg zur Tanzpädagogin ausbilden lassen. Danach ging sie nach New York, um dort in kurzer Zeit ein paar Erfahrungen zu sammeln. Die Atmosphäre vor Ort hat sie gefesselt, sie blieb neun Jahre und studierte verschiedene Tanztechniken. Vor vier Jahren kam sie nach Berlin und hat dort drei eigene Stück auf die Bühne der Sophiensaele gebracht. Ihr Debüt „Prolog“ erzählt von einem Tänzer, der sich kurz vor seinem Auftritt fragt, wie sehr sich sein Spiel verändert, wenn das Publikum ihn beobachtet. In „I“m ok, you“re ok“ seziert sie humor- und gleichzeitig respektvoll das Auf und Ab einer Paarbeziehung. Nun mit „Klaus ist tot“ wendet sie sich der Trauer nach dem Verlust eines Menschen zu.

Fünf Personen, Schauspieler und Tänzer, schickt sie dafür auf die Bühne, die in verschiedenen Spielarten versuchen, mit Verfall, Tod und Trauer umzugehen. Laute Momente wechseln mit stillen, Humorvolles mit Tragischem. In knapp über einer Stunde zeigt Hanna Hegenscheidt die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle. Es geht ihr dabei um die Gemeinschaft, wie man zusammen mit Verfall, Tod und Trauer umgeht. Es gibt viele Lösungsvorschläge, das mögliche Scheitern eingeschlossen. Und immer wieder ist sie spürbar, diese Hilflosigkeit, die Menschen in großer Trauer überkommt. Ein jederzeit zerbrechliches Gleichgewicht, eine Wanderung auf hauchdünnem Grat wird gezeigt. Denn Gefühle lassen sich nur selten kontrollieren. Dirk Becker

„Klaus ist tot“ ist heute, 20 Uhr, und am morgigen Sonntag, 16 Uhr, in der „fabrik“, Schiffbauergasse, zu sehen. Der Eintritt kostet zwischen 3 und 10 Euro.

Dirk Becker

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