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Kultur: Triumph der Bescheidenheit Erstes Sinfoniekonzert der neuen Saison
Gut Ding will Weile haben: Das galt schon für Johannes Brahms, der sich erst als gestandener Komponist an seine 1. Sinfonie und damit aus dem langen Schatten des übermächtigen Beethoven wagte.
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Gut Ding will Weile haben: Das galt schon für Johannes Brahms, der sich erst als gestandener Komponist an seine 1. Sinfonie und damit aus dem langen Schatten des übermächtigen Beethoven wagte. Das gilt auch für den wohl schillerndsten Vertreter der sogenannten „Minimal Music“, den 1937 in Baltimore geborenen Philip Glass. Erst im Alter von 50 Jahren legte der amerikanische Klangvisionär mit dem Violinkonzert sein erstes vollgültiges Orchesterwerk vor, das weder theatralische noch filmische Bezüge aufweist. Beide außerordentlich reizvollen Werke stehen auf dem Programm des 1. Sinfoniekonzerts der neuen Nikolaisaal-Saison am morgigen Samstag, dem 15. September um 19.30 Uhr. Es wird gestaltet vom Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt unter Leitung seines Chefdirigenten Howard Griffiths. Solist ist der vielfach preisgekrönte polnische Geiger Bartek Niziol.
Den Beginn des Konzerts bildet mit der „Amerikanischen Ouvertüre“ von Benjamin Britten eine Rarität. 1941 im amerikanischen Exil komponiert und dann in den Wirren seines Lebens schlicht „vergessen“fristete das effektvolle Werk bis nach dem Tod des Komponisten ein Schattendasein und wurde erst 1983 uraufgeführt. Wenn der britische Dirigent Howard Griffiths nun diese Komposition seines Landsmannes an den Beginn des ersten Konzerts der neuen Saison setzt, ist dies zugleich als besondere Würdigung für den wohl feinsinnigsten englischen Komponisten des 20. Jahrhunderts zu verstehen.
In eine fantastische Welt hypnotisch pulsierender Klänge und traumhaft schwebender Solo-Kantilenen führt das Violinkonzert von Philip Glass. Der Publikumszuspruch, den das fast filmmusikalisch anmutende Violinkonzert seit seiner Uraufführung erfährt, darf als Triumph der Bescheidenheit gewertet werden. Gleiches gilt für die 1. Sinfonie c-Moll op. 68 von Brahms, die erst nach 20-jährigem inneren Ringen entstand. Auch wenn sie deutliche Reminiszenzen an den Übervater Beethoven enthält: Sie ist ein souveräner Befreiungsschlag, mit dem Brahms seinen eigenen Weg als Symphoniker fand. PNN
Samstag, 15. September, 19.30 Uhr, Nikolaisaal, Wilhelm-Staab-Straße 10-11. Karten unter Tel.: (0331)288 88 28 oder unter ticket-galerie@nikolaisaal.de
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