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Kultur: Überangebot

David Lee Brewer im Hans Otto Theater

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Es gab einen Höhepunkt an diesem Sonntagnachmittag im Hans Otto Theater. David Lee Brewer hatte gerade mit seinem Pianisten Kevin McCutcheon die Bühne zur Pause verlassen, schon kam er zurückgeeilt und entschuldigte sich beim Publikum. Er habe ja versprochen, statt der Arie „En fermant les yeux“ aus Jules Massenets Oper „Manon“, etwas anderes zu singen. Dann kündigte er John Dowlands „Come, heavy sleep“ an. Und dieses kurze Lied ließ Brewer strahlen mit warmer, melancholischer Stimme.

Der gebürtige US-Amerikaner Brewer war an diesem Sonntag nach Potsdam gekommen, um sein „Weihnachtskonzert“ zu geben. Und das nutzte der Tenor ausgiebig, um seine gesangliche Vielfalt unter Beweis zu stellen. Händel und Schumann, Gospel und Spiritual, Pop und Jazz. Und natürlich Weihnachtslieder. Brewer hat Stimme und er ist ein ausgezeichneter Entertainer, der mit dem Publikum umzugehen weiß und tatsächlich fast alle Gäste im gut besuchten Saal dazu brachte, mit ihm gemeinsam „O Tannenbaum“ zu singen. Den weit ausholenden musikalischen Querschnitt meisterte Brewer routiniert. Doch bis auf Dowlands „Come, heavy sleep“ blieb kein bleibender Eindruck. Bei solch einem Überangebot entsteht schnell ein Gefühl der Beliebigkeit.

Nach der Pause folgten nicht einfach nur die nächsten musikalischen Programmpunkte. Brewer machte nun kräftig Werbung in eigener Sache. Ab Januar bietet Brewer, der auch als Lehrer und Manager tätig ist, Wochenendseminare im HOT an, um jungen und ambitionierten Sängerinnen und Sängern das Rüstzeug für die große Karriere zu vermitteln. „Starmaker-System“ nennt sich das. Und damit potenzielle Interessenten im Publikum wissen, was bei Brewer alles zu lernen ist, hatte er seine Schülerin Saschinka mitgebracht. Gemeinsam schmachteten sie „Hello“ von Lionel Richie. Es folgten mit „Stars above“ und „Its Christmas time“ Eigenkompositionen Saschinkas und die ersten Besucher gingen. Die noch junge Saschinka spielte sehr gut Klavier und ihren Kompositionen konnte man einen gewissen Reiz nicht absprechen. Doch zu ihrer Stimme fiel einem nicht mehr ein als: nett. In den Höhen dazu arg dünn, fehlte ihr einfach noch die Persönlichkeit. Das war dann doch etwas zu viel der Beliebigkeit. Dirk Becker

Dirk Becker

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