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Kultur: „Überwindung von Distanzen und Trennungen“
Beabsichtigen Sie mit diesem Werk eine besondere Wirkung zu erzielen?Meine Arbeiten beinhalten eine Serie kleinformatiger Werke, die Fotografie und Malerei miteinander verbinden.
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Beabsichtigen Sie mit diesem Werk eine besondere Wirkung zu erzielen?
Meine Arbeiten beinhalten eine Serie kleinformatiger Werke, die Fotografie und Malerei miteinander verbinden. Einige geben den Blick auf Schrank- und Schubladeninhalte frei, auf anderen sind Interieurs mit Landschaften und weiteren raumhaltigen Details kombiniert. Gegenstände und Textfragmente sind in die Bilder eingefügt und gliedern als Sichtbarrieren den Raum. Die Integration von Zeichen und das Zusammenfügen von Gegenständen und Landschaftsabbildungen bewirkt einerseits eine Überwindung von Distanzen und Trennungen, andererseits entstehen neue gedankliche Räume, Perspektiven und Verbindungen.
Wo setzen Sie bei der Themenwahl Ihre Schwerpunkte?
In den gemalten großformatigeren Bildern auf Leinwand konzentriere ich mich häufig auf das Thema „Interieur“. Auf einigen Gemälden sind gestapelte Wäschestücke, Stoffhaufen oder in Landschaften integrierte Namenbänder zu sehen. Einerseits reizt mich dabei die Darstellung von Dingen des alltäglichen Gebrauchs, sicher auch das ironische Spiel mit einem Genre, das traditionell mit Vorstellungen von Weiblichkeit und Harmlosigkeit in Zusammenhang gebracht wird, andererseits dient mir die Unauffälligkeit des Gegenstands dazu, den Prozess der Malerei in den Vordergrund zu bringen. Spannend ist für mich auch die Frage nach der Reichweite des Interieurs: Wo befinden sich die Grenzen und Übergänge der dargestellten und der gedanklich evozierten Räume?
Erhalten Sie Rückmeldungen über die Eindrücke der Betrachter Ihrer Bilder?
Viele Betrachter berichten mir von eigenen Umzügen, geerbten Möbelstücken und von ihren individuellen Ordnungssystemen. Es funktioniert so, wie Gaston Bachelard es in seiner „Poetik des Raumes“ beschreibt, sie füllen die dargestellten Räume mit ihren eigenen Erinnerungen an: „Der Schrank und seine Fächer, der Schreibtisch und seine Schubladen... ohne diese Objekte würden unserem inneren Leben die äußeren Modelle der Innerlichkeit fehlen. Der Innenraum des Schrankes ist ein Intimitätsraum, dort ist die Ordnung ein Herrschaftsbereich. Hier erinnert die Ordnung an die Geschichte der Familie.“
Welche gesellschaftliche Bedeutung hat für Sie bildende Kunst?
Ich halte die bildende Kunst, die Kunst überhaupt, für eine Gesellschaft als unverzichtbar. Dabei kann bildende Kunst in ihrer Bedeutung für die Gesellschaft unter mehreren Aspekten betrachtet werden. Zum einen fördert sie die Entwicklung eines ästhetischen Bewusstseins und setzt zum anderen Maßstäbe einer Gesellschaftsanalyse, in der sie Nähte und Bruchstellen unserer Gesellschaft aufzeigt und Diskurse darüber anregt. Sie schafft in einer Welt disparater politischer Entwicklungen und Tragödien Gegengewichte und baut Brücken zu gemeinsamen traditionellen Werten und Lebensweisen. Sie fördert außerdem Identität und bietet in einer multiethnischen Gesellschaft Chancen zur Integration.
Das Interview führte Werner Ruhnke
Jutta Pelz lebt und arbeitet seit 1994 in Brandenburg an der Havel. Sie studierte Freie Kunst, Kunstgeschichte und Romanistik in Bonn, Mainz, Toulouse, Lissabon und Osnabrück. Seit 2013 ist sie Vorsitzende des BVBK.
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