Kultur: Und die Wände fangen an zu tanzen
Unidram, Potsdams internationales Theaterfestival, feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum
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Der Raum wird zum Albtraum für die Frau. Sie weiß nicht, wie sie hierhergekommen ist. Und sie versteht auch nicht, was hier vor sich geht. Wo eben noch kahle Wände waren, sind jetzt Fenster und Türen zu sehen. Doch heraus kommt sie aus diesem seltsamen Illusionsgefängnis nicht. Und dann fangen diese trügerischen Wände auch noch an, sich zu bewegen, zu verformen. Verliert neben der Zeit auch das Räumliche seine Bedeutung, lösen sich sicher geglaubte Konstanten wie selbstverständlich auf.
„R.O.O.M.“ (Re Organisation Of Material) haben die Figurenspielerin Iris Meinhardt, der Regisseur und Videokünstler Michael Krauss sowie der Komponist und Musiker Thorsten Meinhardt aus Stuttgart ihr multimediales Figurentheater genannt, das so intensiv mit einem der menschlichen Grundängste spielt: gefangen zu sein an einem Ort, den man nicht kennt und nicht versteht. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, ist da noch die Ungewissheit, wie lange diese unbegreifliche Gefangenschaft dauern wird.
„R.O.O.M.“ wird bei dem internationalen Theaterfestival Unidram zu sehen sein, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert. Mehr als 100 Künstler aus Italien, Tschechien, Russland, Polen, Deutschland, Ungarn, Israel, den Niederlanden und der Schweiz wollen vom 29. Oktober bis zum 2. November die Schiffbauergasse zu einem lebendigen Ort des Austausches machen. Neben international bekannten Künstlern wie der russischen Gruppe Akhe, dem ungarischen Tanztheater Artus oder dem Schweizer Theater Tr’espace werden auch in diesem Jahr Gruppen bei Unidram gastieren, die ihre Inszenierungen zum ersten Mal in Deutschland zeigen. Das Spektrum der zu sehenden Produktionen reicht dabei von Musiktheater über Schauspiel und Tanz bis hin zu Performance und Figurentheater.
Die Organisatoren haben bei der Programmzusammenstellung für das Jubiläumsfestival auf jegliches Spektakel verzichtet. Sie greifen auf den bewährten schnellen Perspektivwechsel von Theater, Tanz und Performance in den fünf Tagen von Unidram zurück. Sie feiern das Theaterfestival einfach mit einem so vielschichtigen und bunten Programm wie immer. Das beste Geschenk für den Zuschauer überhaupt. D.B.
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