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Kultur: Unter goldenen Pferdeköpfen

Kunstverein Kunsthaus Potsdam auf gutem Kurs: Sommerfest und ganz viel Kunst beim morgigen Tag der offenen Tür

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Als Hubertus von der Goltz und Frank Michael Zeidler vor acht Jahren die zerfallenen Gebäude des Pferdelazaretts der Garde Ulanen Kaserne in der Jägervorstadt erwarben, verband die beiden Künstler eine gemeinsame Vision: Aus dem denkmalgeschützten Ensemble sollte ein öffentlicher Raum werden, an dem Kunst nicht nur entsteht, sondern im Rahmen wechselnder Ausstellungen auch gezeigt wird. Unter der Bauleitung der beiden Künstler wurde der Plan zügig in die Tat umgesetzt. Zwei Jahre später nur wurde der Kunstverein Kunsthaus Potsdam gegründet und das einstige Pferdelazarett seiner neuen Bestimmung als Ausstellungs- und Atelierhaus übergeben.

Wenn nun der Verein nach rund fünf Jahren seines Bestehens an diesem Sonntag zu einem großen Sommerfest einlädt, gibt es allen Grund zu feiern: Bemerkenswerte Ausstellungen mit international renommierten Künstlern wie Armando, Palermo, Imi Knoebel oder Arnulf Rainer sind hier keine Seltenheit. Die florierende Vereinsarbeit und die Gewinnung namhafter Künstler von nah und fern gehen nicht zuletzt auf das Konto der Vereinsvorsitzenden Renate Grisebach, die sich seit Jahren persönlich für die Ziele des Vereins engagiert. Das lässt sich auch daran ablesen, dass der Kunstverein dem Vernehmen nach der mitgliederstärkste in Potsdam ist.

Dass der in Privatinitiative entstandene Verein als Mittler der aktuellen Kunst in Potsdam einen elementaren Beitrag leistet, honoriert die Stadt in diesem Jahr erstmalig durch eine konkrete Förderung seiner Arbeit. Eine schöne Bilanz, die den Initiatoren und Vereinsmitgliedern signalisiert, auf dem richtigen Weg zu sein.

Pünktlich zum Endspiel gibt der Verein daher der allgemeinen Feierstimmung noch einen drauf und veranstaltet am Sonntag von 15 bis 23 Uhr ein Fest, bei dem zum guten Schluss ein Beamer seinen Beitrag zu einem tagesaktuellen Mix aus Sport und Kultur leisten wird. Bis dahin wird reichlich Gelegenheit sein, die nur noch kurz zu sehende Ausstellung zu besichtigen, die unter dem Motto „Wirklichkeit + Anschauung“ vier sehr unterschiedliche Positionen zeitgenössischer Bildhauerei vereinigt.

Unter ihnen befindet sich auch Hubertus von der Goltz, dessen scherenschnittartige Figuren – markante Silhouetten aus geschwärztem Stahl oder Aluminium – außer über dem Dachfirst des Kunsthauses auch an ganz anderen Orten dieser Welt ihren eleganten Balanceakt vollführen. Unterschiede wie Gemeinsamkeiten lassen sich zwischen seinen und den figürlichen Formulierungen von Stefan Pietryga, Ottmar Hörl und Andreas von Weizsäcker entdecken. Die Faszination dieser Ausstellung resultiert aus eben dieser Konfrontation: die fragilen Körperabformungen aus Papier des vor 14 Tagen verstorbenen Andreas von Weizsäcker begegnen der poetischen Bildsprache in den Aquarellen und Plastiken Stefan Pietrygas. Ihnen gegenüber ziehen die Schutzengel, Pferdeköpfe und anderen stereotyp formulierten Artefakte von Ottmar Hörl, allesamt aus Kunststoff in Serie fabriziert und dabei für Installationen im öffentlichen Raum konzipiert, ganz andere Register.

Nicht nur ideell stand die Umsetzung dieser Ausstellung unter dem Kuratel von Rotariern. Bereits zum vierten Mal in Folge hat sich der Rotary Club Potsdam als Kooperationspartner an der Ausrichtung einer Ausstellung im Kunsthaus beteiligt.

Wer so viel Kunst sieht und sich inspiriert fühlt, selber tätig zu werden, dem stehen morgen viele Möglichkeiten offen. Denn unmittelbar neben dem Ausstellungs- und Atelierhaus wird auch die bereits im zweiten Jahr existierende Kunstwerkstatt des Vereins ihre Türen öffnen. Jedem, der sich hierzu berufen fühlt, bietet sie einen Ort, um angeleitet von Künstlern seiner kreativen Ader freien Lauf zu lassen.

Auf Anfrage werden Frank M. Zeidler und Hubertus von der Goltz zudem gerne ihre Ateliers öffnen. Angereichert mit diversen Verkostungsangeboten und musikalischen Darbietungen verspricht der Sonntagnachmittag und -abend unter den keck aus dem historischen Mauerwerk hervorblitzenden goldenen Pferdeköpfen wie von selbst ein Fest für die Sinne zu werden.

Sommerfest: 29. Juni: 15 bis 23 Uhr, Die Ausstellung „Wirklichkeit + Anschauung. Vier figurative Positionen", ist noch bis zum 6. Juli zu sehen: Mi-Fr 15 -18 Uhr, Sa/So 12 -17 Uhr, Kunsthaus, Ulanenweg 9.

Almuth Andreae

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