Kultur: Unter Paaren
„Romeo meets Julia“ auf der Seebühne
Stand:
Was für eine Kulisse! Die hell gehaltenen Kostüme, die weißen Stühle und ein langer, ebenfalls weißer Tisch wirkten im Abendlicht in Verbindung mit der künstlichen Beleuchtung besonders effektvoll und unterstrichen die Wirkung des Ambientes, das durch den Blick auf das Wasser und die terrassenförmig angelegte Zuschauertribüne den Besucher in eine leicht entrückte Stimmung versetzte. Der Donnerstagabend neigte sich bereits seinem Ende, befand sich in dieser besonderen Phase zwischen Tag und Nacht und auf der zum Wasser gelegenen Seebühne des Hans Otto Theaters nahm das Tanzstück „Romeo meets Julia“ seinen Anfang.
Mit traumtänzerischer Langsamkeit bewegten sich die fünf Tänzer und Schauspieler umeinander und die unterschiedlichen Konstellationen ließen erst einmal offen, wer hier Romeo und wer Julia war. Während Elisabeth Kindler und René Schwittay, Schauspieler am Hans Otto Theater, hier in der Position von Tänzer und Schauspieler gleichermaßen den romantischen Part zu verkörpern schienen, wechselte plötzlich die Kombination und Timo Draheim übernahm die Rolle von Schwittay. Und während Kindler und Draheim noch in scheinbar harmonisch aufeinander abgestimmten Handgriffen den langen weißen Tisch mit einem ebenso weißen Tuch eindeckten, befanden sich am vorderen Bühnenrand bereits U-Gin Boateng und Agnes Wradzidlo in einem getanzten Dialog der Geschlechter.
Schnell wurde klar, dass hier nicht der klassische Romeo-und-Julia-Stoff verhandelt werden sollte, auch wenn die vom Band eingespielte kurze Lesung aus dem Shakespearetext das vielleicht suggerierte. Regisseurin Anja Kozik weist bereits mit dem Titel „Romeo meets Julia“ die Richtung. Die allgegenwärtige Begegnung der Geschlechter sollte im Mittelpunkt stehen, die Intensitäten, das sich Aufeinandereinlassen, der kritisch beobachtete permanente Partnerwechsel und die zelebrierte Selbstverliebtheit. Keine Geschichte, keine Entwicklung, sondern 60 Minuten lang Begegnungen und ihre Wirkungen.
Wer nicht zum ersten Mal eine Produktion der Oxymoron Dance Company erlebte, musste ein wenig enttäuscht sein, denn das Thema der Liebesbeziehung wird nur allzu gern von Anja Kozik verarbeitet. Für die tänzerische Interaktion zwischen den Paaren greift sie in ihren Stücken immer wieder auf sich ähnelnde Körpersprachen zurück und lässt so schnell den Eindruck entstehen, dass auf diesem Gebiet neue Ideen, Innovation und frischer Wind fehlt. Interessant dagegen die Entscheidung, auch hier eine Figur aufzunehmen, die offensichtlich nur etwas Elementares verkörpert. In „Romeo meets Julia“ ist es die Flamencotänzerin Antje Malze, die mit ihrem Rhythmus und ihrem Tanz das Geschehen befeuert und vielleicht für die Liebe und das Hitzige in der zwischenmenschlichen Begegnung steht.
Ebenfalls wunderbar gelöst ist die Kombination von verschiedenen Kunstrichtungen wie Tanz und Schauspiel. Dazu entließ die Band „5.1“ mit Kontrabass, Schlagzeug, Keyboard und Computertechnik ihre sphärischen, sehr fragilen Klangkompositionen in die Potsdamer Abendluft und machte das Erlebnis „Romeo meets Julia“ perfekt. Andrea Schneider
Wieder am 11., 12. und 14. August, jeweils um 20 Uhr
Andrea Schneider
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