Kultur: Unterhaltsam Duo Avivando
im Alten Rathaus
Stand:
Ob es im Unterricht von Flötistin Kirsten Bräutigam und Gitarrist Karsten Intrau auch so stilistisch abwechslungsreich zugeht wie bei ihren Darbietungen im Musikzimmer im Alten Rathaus? Dorthin hatte der Verein für musikalisch-literarische Soireen zu einem abwechslungsreich zusammengestellten Konzertnachmittag mit den Lehrkräften der Potsdamer Städtischen Musikschule „Johann Sebastian Bach“ eingeladen, die als Duo Avivando seit Jahren kammermusikalisch aktiv sind. Diesmal spannte ihr gefälliges Programm den Bogen von Mozart über Bach (!) bis zu den Rhythmen des argentinischen Tangos. Die Ohren wurden dabei auf das Angenehmste unterhalten.
Doch nicht alles davon war originaler Notentext, sondern für diese Besetzung bearbeitet. Wie Mozarts Klaviersonate C-Dur KV 545, die auch im Duo nichts von ihrer Gefälligkeit, ihrem Charme eingebüßt hat. Gelöst musiziert man empfindsames Zeitalter herbei. Zartgliedrig gibt sich die Gitarrenbegleitung, an die man sich allerdings erst gewöhnen muss. Doch Karsten Intrau versteht zu differenzieren, die Akkordgriffe dezent zu servieren, trillerreich zu zupfen. Kräftig bläst dagegen Kirsten Bräutigam ihren Part, manchmal – wie im Rondo – eine Spur zu durchdringend. Schärfefrei jedoch immer. Ihre Technik ist ausgefeilt: die Finger eilen flink von einer Klappe zur anderen; die Luftsäule steht wie eine Eins. Nebengeräusche sind nicht hörbar. Ist es leichtem Konzentrationsmangel geschuldet, das gegen Ende des Konzerts in einigen Pianissimostellen der Ton brüchig wird?
Zusätzlich ins Programm genommen sind „Introduktion und Variationen über ein Thema von Mozart“ des spanischen Gitarrenvirtuosen Fernando Sor (1778-1839). Auch wenn vieles aus seiner Feder vergessen ist – die Etüden, Sonaten, Divertissements und Transkriptionen für Gitarre sind als virtuose didaktische Musik noch heute fester Bestandteil jeglichen Gitarrenunterrichts. Auch bei Karsten Intrau. Und so führt sich in den Mozart-Variationen, deren Thema an die Melodie „Männer suchen stets zu naschen“ erinnert, die zurückhaltend gehandhabte Technik als Mittel zum Ausdruckszweck vor. Bezaubernd hören sich die differenzierten rhythmischen, harmonischen und Tempoverwandlungen an. Dann folgen Ausschnitte aus Mozarts „Zauberflöte“, von einem amerikanischen Musikwissenschaftler nach Hummelscher Bearbeitungsvorlage neu für Flöte und Gitarre arrangiert.
Nach der Pause dann der Ausflug nach Südamerika, wo Máximo Diego Pujol (geb. 1957) uns per Suite vier Stadtviertel von Buenos Aires vorstellt: rhythmisch-aggressiv „Pompeya“, sentimental „Palermo“, tänzerisch beschwingt „San Telmo“ und hektisch betriebsam „Microcentro“. Sehr vergnüglich anzuhören. Wie auch die „Hommage à Tarrega“, einem spanischen Gitarristen, der vor 200 Jahren starb und die Spieltechnik revolutionierte, von Joaquin Turina (1882-1948) für Sologitarre. Traut vereint musizierte man abschließend „Café 1930“ und das „Concert d’aujourd’hui“ aus Astor Piazzollas „Histoire du Tango“.Peter Buske
Peter Buske
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