zum Hauptinhalt

Kultur: Venezia!

Referenz an die Stadt der Lagune in Friedenskirche

Stand:

Venedig – Stadt der Liebe, Stadt des Todes, Stadt der Künste! Ein Stück davon kann man in der Friedenskirche bewundern, wo das goldene Christus-Mosaik von der Insel Murano die ganze Apsis ausfüllt. Wolfgang Hasleder, Chef der „Kleinen Cammer-Music“, welche ihrerseits ein Teil des Magdeburger „tele-mann-consorts“ ist, ließ sich vom Flair dieser wunderbaren Kirche verführen, dem Potsdamer Publikum am Freitag eine Venezianische Nacht zu bescheren. Nacht meinte auch Nacht, denn das dreigeteilte Programm ging bis in die erste Stunde hinein. Von der rührigen Friedensgemeinde tatkräftig unterstützt, hatte der Veranstalter sowohl die Kirche als auch Atrium und Wandelgänge in den Ablauf eingefügt, so dass die überall angezündeten Kerzen bei zunehmender Dunkelheit ganz erstaunliche Lichteffekte erzeugten. Allerdings belohnten weitaus weniger Besucher die Mühen der Vorbereitung, die erste Venezianische Nacht unter dem kühlen Sternenhimmel war an diesem Tag eine Veranstaltung von vielen in Potsdam. Man braucht ja sowieso noch Erfahrung, um sich im hiesigen Kulturbetrieb etablieren zu können.

Der erste Teil „Concerto da chiesa“, hielt gleich neun mehrsätzige Sonaten venezianischer Herkunft bereit, Legrenzi, Caldara, Albinoni, Bonporti und Gabrielli, dazu ein opulenter Orgelpart aus Frescobaldis „Fiori musicali“, sehr eindringlich, sehr elegant von Matthias Jacob gespielt.

„Die kleine Cammer-Music“ in der Besetzung für zwei Violinen (Wolfgang Hasleder, Sarah Flögel), Violoncello (Kathrin Sutor), Cembalo (Sabine Erdmann) und Matthew Jones an Laute und Theorbe vertritt ostentativ die vielzitierte „historische Aufführungspraxis“, allerdings war davon so viel nicht immer zu hören, denn die Akustik folgte diesem Stil im Kircheninneren nur bedingt. Zwischen Gestühl und Altarbereich aufgestellt, schluckte der Raum manche Feinheit venezianischer Componier-Kunst einfach weg. Sehr schade, die meist nur kurzen Sonaten (wahrscheinlich fehlte den Venezianern die Zeit) haben einen so leichten und oftmals zehrenden Ton voller Schönheit und Wehmut, darunter zwei Solo-Stücke für Cembalo (Storace) und Cello (Gabrielli). Die letzten beiden kamen dann von der Empore, rein und wunderbar. Viel zu lang und still dann die erste Pause, wo das Restaurant Taormina ein italienisches Buffet anbot. Keine Pausenmusik, leider. Diese Verzögerung bewirkte ein späteres Beginnen der Lesung zweier venezianischer Schnurren im Atrium, aber Klaus Büstrin wusste die Zuhörerschaft durch seinen leichten und ironischen Ton dennoch zu fesseln. Gleichfalls dort hörte man „Scherzi Musicali“, auserwählt prachtvolle Vokalstücke von Marini, Monteverdi, Fontana und anderen, dargestellt durch die exzellenten Künstler Nora von Billerbeck (Sopran), Kristiina Mäkimattila (Mezzo) und Sören von Billerbeck, Bariton. Erste Qualität. Allerdings verließen schon hier etliche Besucher den venezianischen Abend, es wurde frisch, und die Veranstaltung war wohl auch viel zu konzertant angelegt. Unmöglich, diese „Scherzi“ schon zum Buffet beginnen zu lassen? Vivaldi fehlte übrigens augenfällig.

Eine weitere lange Pause diente der Rückkehr in die Kirche, indes die Schlenderer sich im hinteren Wandelgang, am Friedensteich, von „Schöner schenken“ aus Rehbrücke mit hübschen Dingen versorgen lassen konnten. Der letzte Teil, „Komplet“ genannt, war nach einer weiteren Lesung der Stille und der venezianischen Kirchenmusik gewidmet. Die-Gold-Ikone der Apsis war angestrahlt, sonst überall Kerzen, eine phantastische Atmosphäre, die man nicht alle Tage bekommt. Es erklangen Werke vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für nicht mehr so viele Ohren, Monteverdi, Viviani, Riccio, Albinoni, weitere. Das Bleiben lohnte sich. Trotzdem: Zu konzertant, zu breit konzipiert, fehlte diesem ersten Versuch noch einiges zu jener Vollkommenheit, mit der man die Wasserstadt allzu gerne identifiziert. Fortsetzung folgt? Na klar.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })