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Kultur: Vergnügliches für die dunkle Jahreszeit Finale für die „Sommermusiken“

Spätestens, wenn zur letzten, der 5. Sommermusik in die Friedenskirche eingeladen wird, steht der Herbst vor der Tür.

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Spätestens, wenn zur letzten, der 5. Sommermusik in die Friedenskirche eingeladen wird, steht der Herbst vor der Tür. In der Friedenskirche hatte es sich die seit 20 Jahren bestehende und tatsächlich zusammengehörige, weil zusammengewachsene Potsdamer Kammermusikvereinigung „Johann Joachim Quantz“ zur Aufgabe gemacht, mit einem erlesenen Programm aus der friderizianischen Epoche den Beginn der dunklen Jahreszeit ein wenig zu erhellen: mit galanten und gelösten Klängen. Wobei es sich nicht ausnahmslos um „Werke des preußischen Barock“ handelt, wie es der Titel der Zusammenstellung von spätsommerlichen Vergnüglichkeiten verheißt. Ein Johann Sebastian Bach war und bleibt nun mal ein Sachse!

Von des Ensembles Namenspatron, dem Flötenlehrer Friedrich II., erklingt eingangs die Triosonate G-Dur als ein intimes Zwiegespräch zwischen Flöte (Christian Lau vom Potsdam Duo) und Oboe (Kathrin Goschenhofer, ehemaliges Mitglied des Preußischen Kammerorchesters in Prenzlau). Klangapart und stilkundig werden sie von Kirchenmusiker Matthias Jacob (Cembalo) und Benno Kaltenhäuser (Violoncello, Ex-Mitglied des Defa-Filmorchesters) begleitet. Des empfindungsvollen Instrumentalsingens scheint kein Ende. Mühelos und stetig strömt der Atem der beiden Bläser durch ihre Rohre, so dass die Luftsäule der Querflöte akkurat steht und keine Schwankungen kennt, die Oboe fern quäkender Misshelligkeiten sehr weich und sauber artikuliert.

Den beiden Continuisten bleibt dabei nur die dienende Funktion: Das Cembalo produziert hauptsächlich Stützakkorde, die es gelegentlich fantasievoll ausziert; das Cello streicht diesbezügliche Anmerkungen hinzu. Dennoch erscheinen die barocken Floskeln in einem ständig neuen Licht, was auf ein feines Gespür für Zwischentöne und Farbenspiele verweist. Auch paart sich Virtuosität mit Ausdruck in rechtem Maße. Spannende Wechselreden bestimmen die melodieneinfallsreiche a-Moll-Triosonate von Carl Philipp Emanuel Bach, während das G-Dur-Gegenstück von Vater Johann Sebastian sich durch eine formstrengere Anlage auszeichnet. Hier wie dort wird mit viel „con amore“ im Gleichmaß der Empfindungen und des Metrums musiziert. Und so entsteht gleichsam das Klangbild eines erstaunlich erotischen „Leipziger“ Bachs fern kontrapunktischer Gelehrsamkeit.

Ausdrucksvertiefte Töne schlägt Bachsohn Wilhelm Friedemann in seiner D-Dur-Sonate an, wobei er vor rhythmisch widerhakligen Einsätzen der Instrumente in der Satzfolge schnell-langsam-schnell nicht zurückschreckt. Eine Herausforderung für die Spieler, die sie blendend meistern. In Georg Friedrich Telemanns achtteiliger Suite III in h-Moll überwiegen die schnellen Tempi, wobei die Musiker durchaus sehr prägnant zwischen einem Allegro, Vivace und Presto zu unterscheiden verstehen. Soave, wie ein sanfter und lieblicher Windhauch hebt die durchweg unterhaltsame Satzfolge an. Stakkatoreich (Oboe) und geschwindläufig (Flöte) stürzt man sich in die Abenteuer der weiteren Kurznummern, in denen die Einfälle nur so in- und übereinander purzeln. Herrlich. Als Zugabe reichen die Quantzens ein Moderato von Carl Stamitz, Hauptvertreter der „Mannheimer Schule“. Mit diesem herzerwärmenden kammermusikalischen „Sommermusik“-Finale lässt sich gut in die nächste Saison träumen. Peter Buske

Peter Buske

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