Kultur: Verheißungsvoll
Weihnachtskonzert des Helmholtz-Gymnasiums im Nikolaisaal
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Manche sagen: Schulkonzerte sind langweilig. Klar, es locken keine Stars, sondern „bloß“ ein paar Mitschüler, die man sowieso das ganze Jahr über sieht. Andere finden Schulkonzerte spannend. Manchmal erlebt man, wie bei ganz normalen Schülern eine Wandlung vor sich geht, wenn sie auf der Bühne stehen. Talente und Fähigkeiten, die im grauen Schulalltag eher nicht gefragt sind, können sich bei Musik und Gesang entfalten. Auch beim diesjährigen Weihnachtskonzert des Helmholtz-Gymnasiums im Nikolaisaal gab es einige solcher Coming-outs, die nicht nur den sicher stolzen Eltern, sondern dem ganzen Publikum Freude bereitet haben.
Anfang und Ende bestritt der große Chor des Helmholtz-Gymnasiums, der in der Potsdamer Schullandschaft einzigartig dasteht. Auch in diesem Jahr nahm der Chor mit seinem Dirigenten Helgert Weber an einem Wettbewerb teil, diesmal bei „Europa - deine Lieder“ in Barcelona, und brachte eine Silbermedaille heim.
Von der Vielseitigkeit, dem hohen Niveau und dem schönen, ausgewogenen Klang der jungen Stimmen zeugten eine Motette von Anton Bruckner, ein feurig atonales Chorlied von Zoltan Kodály, ein stimmungsvolles weißrussisches, ein burleskes jiddisches sowie ein deutsches Lied. Eine Serie von Weihnachtsliedern stimmte auf das Fest ein. Nur bei der – gleichwohl klangvoll vorgetragenen – „Rhapsody of Christmas“ fragte man sich einmal mehr, ob solch süßer Zuckerguss nicht ein bisschen zuviel des Guten ist.
Aus der Fülle der Darbietungen des fast dreistündigen Programms in den verschiedensten Formationen und Stilrichtungen von Klassik über Jazz bis Pop können nur einige gewürdigt werden. Dazu gehören ein ziemlich souverän gespieltes Solostück für Horn von Ragna Iwer, die verblüffend gut getroffene, lyrische Country-Ballade „I will always love you“ (Anne Hilbert) und das Duett für zwei Soprane „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ (Ulrike Schneider und Lydia Weise). Großen Beifall erhielten der Boogiecrack am Klavier, Johannes Paul, und Henrik Baumgarten, Saxophon, für ihre locker swingende Jazzversion von „Stille Nacht“.
Der Popchor unter Leitung Adrian Schenks bildet inzwischen einen souveränen Programmpunkt und erfreute mit Gesang aus dem Weihnachtsklassikerfilm „Kevin allein zu Haus“. Begleitet wurde vom Kammerorchester, das mit Streichern und schönen Holzbläsern aufwartete. Die Gospelbegeisterung scheint etwas abgenommen zu haben, dafür gab es erstmals knackige lateinamerikanische Rhythmen zu hören. Beim originalen „Buena Vista Social Club“ haben die reifen Herren und Damen den jungen Nachahmern aber noch einiges an Schwung und Feuer voraus. Das ist doch ein hoffnungvolles Zeichen für die Zukunft! Erstmals trat auch die Big-Band in Erscheinung. Unter ihrem neuen Leiter, Musiklehrer Frank Siegmeier, spielte sie ein großes Weihnachtsmedley im Broadwaystil.
Ein Schreittanz mit Kerzen und eine lustige Polka der Sechstklässler ergänzten das Programm. Zum Tüpfelchen auf dem I avancierte ein kesser Charleston mit Trompete (Vinzenz Jander), Klavier (Tilman Albrecht) und drei zarten, biegsamen Tänzerinnen mit einem Hauch von Verführung (Inga Berg, Luise Speer, Claudia Baumgart). Dass letztlich alle jugendlichen Mitwirkenden so verheißungsvoll und vielsprechend wirkten, machte den Charme des Konzerts des Gymnasiums aus. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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