Kultur: Verkehrte Welt
Grounded und badPGvoc rockten im Waldschloß
Stand:
Grounded und badPGvoc rockten im Waldschloß Manchmal ist es wie in einer verkehrten Welt, denn manchmal schafft es die´ vermeintliche Vorband dem gestandenen Hauptact die Butter vom Brot zu nehmen, so wie es am Samstagabend im Waldschloß geschehen war. „badPGvoc“aus Potsdam sollte das Publikum für „Grounded“ anheizen. Sie wilderten großzügig im Fundus der Musikgeschichte und coverten alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Ob das „Come together“ der Beatles, „Wild horses“ der Stones oder JJ Cale“s „Cocaine“, die fünfköpfige Band um Sänger Adrian Schenk, dem modischen Mädchenschwarm mit poppiger Stimme, spielte die Klassiker mit einer gehörigen Portion Rotz und Frische. Wohlwissend, dass sie den Charme des Originals selten erreichten, interpretierten sie die fast übermächtigen Hits auf eigener Art. Szenenapplaus gab es etwa für den Saxophonisten Fabian, der seinem Instrument mal gefühlvoll und mal wild die „blue notes“ entlockte, die das Salz in der Suppe der Band waren. Johlender Beifall und anerkennende Pfiffe wurden auch laut, als der neue Gitarrist Andrè, erst seit anderthalb Monaten in der Band, das „Sultans of swing“-Solo Eins zu Eins von Mark Knopfler nachspielte. In solchen Momenten werden große Instrumentalisten geadelt. Leider hatte Sänger Adrian nicht die hypnotisierende Lässigkeit eines Knopfler in der Stimme, um die Illusion perfekt zu machen. Doch auch bei ihm spürt man die Spuren der Musikschule in jeder Phase. Das achtzigköpfige Publikum jedenfalls feierte eine Stunde lang, gierte nach Zugaben und tanzte noch einmal ausgelassen zu „Johnny B. Goode“ und „Walking on sunshine“. Als der letzte Ton verklungen war, erzählte Roman, der Bassist der Band, dass es ein paar Umbesetzungen gegeben habe. „Jetzt wollen wir uns aber zusammensetzen und an eigenen Songs feilen, unter neuem Namen.“ Denn als reine Coverband wollen sie nicht ihr Dasein fristen. Die andere Band des Abends, „Grounded“ aus Teltow, hatten vor zehn Jahren auch so angefangen, wie ihre junge Vorband. Inzwischen spielen die vier Männer in den Dreißigern ihr eigenes Ding, das sie „modern Alternative-Rock“ getauft haben. Doch schon bei den ersten Songs wurde klar, dass man fast das Unwort „New Rock“ in den Mund nehmen musste, um den Sound der Band zu umreißen. Das hart gespielte Set von Grounded offenbarte wenig Höhen und Tiefen. Erst nach vier Nummern ertönten die ersten Perlen, die wahrscheinlich in die MTViva-Rotation kommen würden, wären Grounded eine gehypte Band aus Amerika. Nach über 200 Gigs saß natürlich jede Note, obwohl der Saal inzwischen fast menschenleer war. Olli, der Frontmann, nahm es mit Galgenhumor und röhrte „Mrs. Sunny Face“ oder brillierte in der Ballade „You say“. Ja, woran mag es gelegen haben, dass nur die treuesten Fans gekommen waren? Die Band behauptete im Vorfeld mit ihrem Pressetext, dass sich kaum jemand der dichten Atmosphäre ihrer Konzerten entziehen könne. Irgendwie hatte es der Großteil des Publikums, der noch zu badPGvoc ausgelassen feierte, dann doch geschafft.
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