zum Hauptinhalt

Kultur: Verklärend

Requiem für Luise in der Friedenskirche

Stand:

Der Husten quälte sie schon lange, denn sie hatte es auf der Brust, wie es damals hieß. Lungenentzündung. Im blühenden Alter von 34 Jahren starb sie. Im Schloss ihres Vaters in Hohenzieritz. Am Montag, dem 200. taggenauen Todestag von unser aller Luise, erinnerten die Höfischen Festspiele Potsdam mit einem „Requiem für Luise“ an die populäre Monarchin, die im Mausoleum im Park von Schloss Charlottenburg ihre letzte Ruhe fand. Zuvor wurde ihre sterbliche Hülle in Etappen über Neustrelitz, Gransee und Oranienburg in die preußische Residenz gebracht. Die Todesnachricht verbreitete sich rasch und löste im tributgebeutelten Preußen bei normalen Bürgern und der geistigen Elite des Landes, bei Dichter, Denkern und Komponisten einen regelrechten Schock aus. Hatten sie doch gerade in die Königin ihre größten Hoffnungen für einen geistigen Ruck im Lande gesetzt.

Und so flossen aus ihren Federn hymnische Verse und vaterländische Melodien – zum Lobgesang der Verblichenen. Eine Auswahl dieser Texte und Kompositionen unternahm nun den Versuch einer der Zeit angepassten Gedenkfeier. Manches an Musiken ist längst verschollen, wie die zur „Kantate auf den Tod Ihrer Königl. Majestät Louise von Preußen“ auf einen Text von Clemens Brentano. Kerstin Schweers deklamierte ihn mit angemessener hymnischer Verklärung, genauso wie manch andere lobpreisende Poesie. Klaus Büstrin dagegen war für die Prosa, für die zum Teil akribischen Berichte über Luises Sterben (u. a. vom königlichen Gatten) und detailreichen Reportagen über den Kondukt (bis hin zu Bemerkungen fürs Eis zum Kühlen der Leiche) sowie einem Auszug der Schleiermacherschen Gedenkpredigt zuständig, die er mit erforderlicher sachlicher Diktion, als objektiver Zeitzeuge, vortrug.

Die Musiken erwiesen sich des traurigen Anlasses würdig. Zum Auftakt erklang das „Brandenburgische Aerntelied“ von Luises Hofkomponisten Vincenzo Righini, mit bebender Stimme und größtenteils textunverständlich vorgetragen von der Mezzosopranistin Ilona Nymoen. Sie wurde vom musikalischen Feierleiter Christian Deichstetter am Keyboard begleitet. Der Refrain „Sie ist nicht mehr zwei Augen ruhen im Grabe“ durchzog symbolhaft auch die anderen Beiträge. Wie eine Mezzo-Arie aus Righinis „Te Deum“ (mit Truhenorgelbegleitung) sowie zwei Auszügen der „Kantate zur Nachtfeier“ von Georg A. Schneider, von der Sängerin höhenscharf und mit unruhig geführter Stimme vorgetragen. Mit innerer Anteilnahme, schlicht und innig wurde Haydns „Missa brevis Sancti Joannis de Deo“ vom Collegium musicum Potsdam musiziert und vom Ökumenischen Chor Babelsberg angestimmt. Das „Agnus Dei“-Sopransolo sang Maria Parussel mit klarer Stimme.

Erstmals wieder erklang auch das eigens für die damaligen Trauerfeierlichkeiten komponierte „Requiem a cappella“ von Righini. Zu den Babelsberger Choristen gesellten sich „Josephs Doppelquartett Potsdam“ und drei Sängerinnen vom Jugendchor Hermannswerder. Ihre weichen und warm getönten Stimmen klangen gut zusammen, waren den besonderen Anforderungen des unbegleiteten Gesangs gewachsen und wussten die gedeckten Stimmungen in tröstliche Zuversicht zu verwandeln. Schade nur, das die Soprane in der Höhe unschön intonierten. Des stillen Gedenkens folgte anerkennender Beifall. Peter Buske

Peter Buske

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })