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Kultur: Vertrauter Erzählton

Eric-Emmanuel Schmitt liest heute in der Druckerei Rüss

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„Odette Toulemonde und andere Geschichten“: Hätte Isabelle, eine Heldin von Eric-Emmanuel Schmitt, auf den Friseurbesuch verzichtet, wäre ihr Leben vermutlich in gewohnten Bahnen verlaufen. Dort, im dem Haarkunstatelier in der Rue Victor Hugo, fiel ihr zuerst nur das merkwürdige Verhalten von Nathalie, einer Manikürefrau, auf.

Verunsichert spionierte Isabelle ihr nach und stellte fest, dass ihr Mann seit über zwanzig Jahren eine Beziehung mit Nathalie unterhielt. Eine Geliebte, das könnte eine Frau in den mittleren Jahren noch verkraften. Aber das Schlimme war, Samuel hatte mit Nathalie drei Kinder gezeugt. Eine tiefe Wunde brach erneut auf, denn Isabelle konnte keine Kinder bekommen. Sein Verhalten konnte sie begreifen. Was ihr aber schlaflose Nächte verursachte, war die Frage, warum er immer noch bei ihr blieb. Er könnte doch zu Nathalie und den Kindern ziehen, er war in keiner Weise von ihr abhängig. Dr. Feldenheim, ein Psychiater und Freund der Familie, half ihr dabei, die Wahrheit zu finden. Der Grund war einfach, Simon liebte sie. Vielmehr noch, er könnte sie niemals verlassen. Darüber war Isabelle glücklich, und sie war sogar bereit, Simon zu verzeihen. Bevor sie ihm das sagen konnte, stirbt er.

In acht Novellen erzählt der französiche Erfolgsautor Schmitt, der heute in Brüssel lebt, von überraschenden Lebensbegebenheiten. Die Orte des Geschehens sind ausgesucht, mal ist es ein luxuriöses Hotel, mal eine Strandpromenande, mal eine Mietwohnung in Paris oder ein sowjetisches Arbeitslager.

Es sind Frauen- und Männergeschichten, die in seinem neuen Buch meisterhaft erzählt werden. Wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg, suchen Schmitts Figuren nach dem privaten Glück. In dieser Suche liegt auch die Quelle aller Konflikte, die die Helden dieser Novellen erleben. Es sind Täuschungen, falsche Lebensentwürfe, einfache Lügen, aber auch erhabene Liebesgefühle, die das Leben dieser Figuren kennzeichnen. Ein längst vergessener Schauspieler sucht nach einem wohlhabenden Mädchen, das er vor Jahren aus den Augen verlor. Etwas seltsames passiert mit einem Picassobild. Das Bild, lange Zeit für eine Fälschung gehalten, erweist sich plötzlich als ein Original und hilft damit einer Japanerin bei der Firmengründung. Der Schriftsteller Balthazar Balsan findet zur Liebe seines Lebens Namens Odette Toulemonde, einer einfachen Verkäuferin und treuen Leserin seiner Bücher. Es sind Geschichten, die das Leben schreibt. Schmitts Erzählton ist gediegen, angenehm und vertraut. Die Genauigkeit seiner Beschreibungen macht die Lektüre seines Buches zum großen Vergnügen.

Schmitt, der allein in Deutschland über 1,5 Millionen Bücher verkaufte, darunter Bestseller wie „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“, liest heute auf Einladung des Brandenburgischen Literaturbüros um 20 Uhr in der Druckerei Rüss, Ulanenweg 4. Katarzyna Kaminska

Katarzyna Kaminska

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