zum Hauptinhalt

Kultur: Very british

The Choir of Clare College aus Cambridge am Freitag in der Friedenskirche

Stand:

Gegenüber dem ewigen Rivalen der Oxford University besitzt die Alma Mater von Cambridge nicht nur die erfolgreichere Rudercrew, sondern verfügt mit dem Choir of Clare College auch über einen der weltweit anerkanntesten und musikalischsten Universitätschöre überhaupt. Heutige Mitglieder des Monteverdi Choir, von The Sixteen und den Tallis Scholars begannen in dieser chorischen Kaderschmiede Britaniens ihren künstlerischen Aufstieg. Dass seine Klangklasse tatsächlich exzellent ist, ließ sich beim Musikfestspiele-Auftritt in der Friedenskirche erleben. Unter Leitung von Timothy Brown unternahmen sie in reichlich zwei Stunden quasi einen stilistischen „Husarenritt“ durch fünf Jahrhunderte geistlicher englischer Chormusik. Was ihnen umso leichter fiel, als sie am College für die Ausgestaltung der anglikanischen Gottesdienste zuständig sind.

Den chronologisch ausgeschilderten Parcours durchritten die 27 Sängerinnen und Sänger mit staunenswerter Leichtigkeit. Dabei überzeugten die vorzüglich ausgebildeten, ausgeglichen zusammenklingenden Stimmen mit jener spirituellen Hingabe, wie sie den Vertonungen von Psalmen, Bibelversen und liturgischen Hymnen, des Messtextes und des Lobgesangs Mariae angemessen sein sollte. Kraftvoll, intonationssauber und glasklar sangen sie eingangs das „Dum transisset Sabbatum“ von John Taverner (um 1495-1545), wobei man sich an die durchdringenden, aber schärfefreien Soprane erst gewöhnen musste. Es gab weit schwingenden und schwebenden Chorklang zu bewundern, desgleichen eine ganz vorzügliche Pianissimokultur.

Intensives, aber nie übertrieben wirkendes Gestalten verhalf der Missa à 4 von William Byrd (1543-1623) genauso zu einer bewegten Auslegung wie das jubilierend angestimmte „O clap your hands“ von Orlando Gibbons (1583-1685). Dessen Fantasia für Orgel solo – nebst mannigfacher Chorbegleitung – spielte Simon Thomas Jacobs, ein Junior Organ Scholar, auf dem Schuke-Portativ. Für die Unterstützung romantischer bis zeitgenössischer Chorsätze setzte sich Tim Harper (Senior Organ Scholar) an die dazu passende Woehl-Orgel, um mit vollem Werk beispielsweise dem Howells“schen Magnificat die prächtigste Unterstützung zu geben. Mit beachtlichen solistischen Qualitäten, unter anderem in Henry Purcells (1656-1695) „Jehova, quam multi sunt hostes“ und Benjamin Brittens (1913-1976) A-cappella-„Hymn to St. Cecilia“ sangen sich Choristen immer wieder in den Vordergrund. Ein Eindruck am Rande: stets wurden die Konsonanten sehr weich artikuliert, was dem Gesang Wärme und Beseelung verlieh. In geradezu imperialer Geste erklang abschließend das „Jubilate“ von William Walton (1902-1983), dem der Beifallssturm folgte. Peter Buske

Peter Buske

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })