Kultur: Verzückter Tumult
Kombination von Mozart und Schubert beim 6. Sinfoniekonzert im ausverkauften Nikolaisaal
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Eine vielversprechende Kombination von Mozart und Schubert erklang beim 6. Sinfoniekonzert am Samstag im ausverkauften Potsdamer Nikolaisaal. Die beiden B-Dur-Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert weisen viele Ähnlichkeiten auf, wie überwiegend heitere Stimmung, kammermusikalische Maßstäbe und souveräne Gestaltung. Dazu spielte Kristian Bezuidenhout Mozarts erstes großes Klavierkonzert Nr. 9, das sogenannte „Jeunehomme-Konzert“.
Die Kammerakademie Potsdam gab ihr Bestes, konnte sich aber nicht uneingeschränkt entfalten. Ein Dirigent, der nüchterner und distanzierter wirkt als Andrea Marcon, ist wohl schwerlich zu finden. Die einleitende Sinfonie Nr. 33 KV 319 klingt fast durchweg als sollten ihr alle innigen, galanten und eleganten Töne ausgetrieben werden. Das Orchester schlägt einen herben, rauen Ton an, verstärkt durch scharfe, geradezu eckige Akzente. Selbst das Andante des zweiten Satzes erklingt ohne idyllische Elemente, den emporsteigenden Kantilenen der ersten Violinen wird kein Raum eingeräumt, sondern schnell weiter gehastet. Mit scharfen Akzenten eröffnet das Menuett, als sei es ein Stück der Moderne, selbst dem Trio fehlt es an heiterer Anmut. Trotz feingesponnener Violinpassagen zeigt sich der vierte Satz überwiegend polternd und derb.
Dem ausgesprochen inspirierten und brillanten Jeunehomme-Klavierkonzert, verleiht der Pianist Kristian Bezuidenhout einige delikate Seiten. Er spielt – mit Notenstütze – zunächst im beiläufigem Parlando, im zweiten Satz elegisch-pathetisch, um mit einem virtuosen Presto inklusive romantischer, rubatoreicher Kadenz zu enden. Großer Beifall belohnt diese Darbietung.
Auch hier neigt die Kammerakademie unter Chefdirigent Andrea Marcon zu aufrüttelnden Einsätzen, markanten Strichen. Sehr klangvoll wirkt der zweite Satz mit gedämpften Violinen und sachten Pizzicato-Zupfern.
Glücklicher gelingt die 5. Sinfonie B-Dur D 485 von Franz Schubert. Sie wird bestrahlt von lichtem Flötenklang (Mathieu Gauci-Ancelin), erhellt von den Ondulationen der Oboen (Jan Böttcher, Martine Varnik) und von den Hörnern (Christian Müller, Andreas Bohm) in weiches Licht getaucht.
Plötzlich schwingt und wiegt es mit poetischem Klang, zarten dynamischen Schattierungen, tänzerischen Rhythmen. Biedermännisch breitet sich das Menuett aus, aus dem das Trio mit einigen sehnsuchtsvollen Koloraturen hervorleuchtet. Blühende Klangteppiche, pastorale Passagen, verzückter Tumult im Finale ergeben schließlich einen ebenso sinnlichen wie versöhnlichen Ausklang des Konzertes . Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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