Kultur: Viele reiche Farben
Klaus Büstrin
Stand:
Am 22. September wird sich am Havelufer in der Schiffbauergasse der Vorhang im neuen Haus des Hans Otto Theaters öffnen. In unserer Serie wollen wir an die vergangenen Jahrzehnte des Theaters erinnern, an Künstler auf der Bühne, dahinter und davor, an Schauspiel- und Musiktheaterereignisse, an Episoden aus dem Theaterleben Potsdams.
HEUTE: Eva–Marlies Opitz
Sie war der König der Azteken, Montezuma, der erste Diener des Staates Preußen, Friedrich oder der Verschwörer gegen Kaiser Titus, Sextus, – Menschen, die mit großer Macht ausgestattet waren. Eva–Marlies Opitz verkörperte auch Menschen, die von Geheimnssen umwittert sind, Menschen, die von der Glut der Leidenschaften fast „aufgefressen“ werden. Leid, Liebe, Treue, mutige Entschlossenheit, das Lebensfreudige, Humorige, die Heiterkeit stellte sie darstellerisch und musikalisch gleichermaßen überzeugend auf die Bühne. Eva-Marlies Opitz war wohl mehr als drei Jahrzehnte am Hans Otto Theater. Ihr dortiges Engagement blieb in ihrer Karriere das einzige. Doch sie wurde immer wieder von Opernhäusern unter anderen in Dresden Leipzig und Rostock zu Gastspielen eingeladen. Nach dem Gesangsstudium bei Elfriede Intrau an der Musikhochschule Dresden kam die Mezzosopranistin nach Potsdam. Zunächst bedachte die Theaterleitung sie mit kleineren Partien. Von gezielter Förderung war da selten die Rede. Dennoch füllte die Sängerin die ihr übertragenen Aufgaben mit großem Engagement aus. Man denke nur an die alte Buryja in Janaceks „Jenufa“ oder an die Kammerfrau in Verdis „Macbeth“. Im Nachhinnein kann man froh sein, dass Eva-Marlies Opitz in jungen Jahren nicht mit kräftezehrenden Partien überfordert wurde. Dadurch blieb ihre Stimme frisch und gesund. Ende der siebziger Jahre „entdeckte“ sie der damalige Chefregisseur Peter Brähmig . Sie wurde in den kleinen „Elite“-Kreis von Sängerinnen und Sängern aufgenommen, die die wichtigen Opernaufführungen des Hans Otto Theaters bestreiten durften. Und viele der Inszenierungen wurden zu Höhepunkten des Potsdamer Musiktheaters überhaupt. Eva -Marlies Opitz war der jugendlich-schwärmerische Cherubin („Figaro“), eine von tragischer Eifersucht geprägte Amneris in „Aida“, eine berührende Suzuki („Madame Buttefly“) oder der klagende und aufbegehrende Orpheus Glucks. Mit der warmen Grundierung und den reichen Farben ihres Mezzo hat die Sängerin diese und noch viele andere Rollen im Haus in der Zimmerstraße und im Schlosstheater gesungen. Eine Wunschpartie blieb jedoch unerfüllt: Bizets Carmen.
Anfang der neunziger Jahre verabschiedete sich Eva-Marlies Opitz vom Potsdamer Theater. Es konnte ihr nicht mehr Rollen anbieten, die sie befriedigten. Das feste Opernensemble wurde Jahre zuvor aufgelöst. Doch die Sängerin ist in so manchen Konzerten in Potsdam und anderswo zu erleben, denn den Liedgesang und das Oratorium pflegte sie schon immer rege. Im vergangenen Herbst war sie in einer temperamentvollen Operetteninszenierung der „Piraten von Penzance“ von Arhur Sullivan in Berlin zu sehen. Da konnte man sich wieder an dem singdarstellerischen Können der Potsdamer Künstlerin erfreuen.
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